gfbv 200Göttingen. - Nach Verhandlungen mit Hilfe der Vereinten Nationen hatte der Stadtrat von Misrata im Norden Libyens grundsätzlich der Rückkehr von rund 40.000 aus Stadt Tawergha vertriebenen schwarzafrikanischen Libyern in ihre Heimatstadt zugestimmt. "Nach dreieinhalb Jahren von Vertreibung, Flucht, willkürlicher Inhaftierung, Folter und Erniedrigung allein aufgrund der Hautfarbe warten die Tawergha-Flüchtlinge sehnsüchtig auf eine Rückkehr in ihre Heimatstadt". Das hat der GfbV -Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen erklärt.

Nachdrücklich appellierte die GfbV an die Europäische Union (EU) und die deutsche Bundesregierung, die Aussöhnung zwischen den Bewohnern der Nachbarstädte Tawergha und Misrata zu fördern und die Rückkehr der Vertriebenen aktiv zu begleiten und zu unterstützen. "Dringend brauchen die Flüchtlinge Hilfe beim Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Stadt Tawergha. Auch muss nun die Aussöhnung zwischen den verfeindeten Bewohnern beider Städte gezielt gefördert werden, sonst ist eine Rückkehr der Bürger Tawerghas trotz des Verhandlungsergebnisses nicht möglich", erklärte Delius.

Die GfbV begrüßte, dass auch in umstrittenen Menschenrechtsfragen eine bedeutende Einigung in Genf erzielt wurde. So soll einer neu zu bildenden Arbeitsgruppe aus Angehörigen des Stadtrates von Tawergha und Unterstützern die Möglichkeit gegeben werden, in Misrata inhaftierte ehemalige Bewohner Tawerghas in offiziellen und geheimen Gefängnissen aufzusuchen und Informationen über die Beschuldigungen zu erhalten, die gegen sie vorgebracht werden. Nach Angaben der GfbV war die willkürliche Inhaftierung und Folter von zahllosen Bewohnern Tawerghas in Geheimgefängnissen in Misrata seit langem ein Streitpunkt zwischen den Bewohnern beider Städte.

Die Tawergha-Krise begann im Sommer 2011, als die schwarzafrikanischen Bewohner Tawerghas von Milizen aus dem benachbarten Misrata pauschal der Unterstützung des Diktators Muammar al Gaddafi beschuldigt und aus der Stadt vertrieben wurden. Zuvor war Misrata wochenlang von in Tawergha zusammengezogenen Soldaten Gaddafis beschossen worden. Bewohner Tawerghas wiesen, laut GfbV, vergeblich darauf hin, dass sie sich gegen die Besetzung der Stadt durch die Armee Gaddafis nicht wehren konnten und nicht pauschal den bedrängten Diktator unterstützten.

Auch nach ihrer Vertreibung aus der Stadt im August 2011 kam es immer wieder zu massiven Übergriffen auf Lager der Flüchtlinge aus Tawergha. Die GfbV dokumentierte jahrelang viele Übergriffe auf Tawergha-Flüchtlinge und forderte eine politische Lösung der Flüchtlingskrise, die von der internationalen Staatengemeinschaft lange ignoriert wurde.

Quelle: gfbv.de


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