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Berlin. - Trotz erheblicher Fortschritte werde das erste und grundlegendste Millenniumsziel (MDG) - die Halbierung von Hunger - voraussichtlich weit verfehlt. Noch immer hungert weltweit jeder neunte Mensch. Die Welthungerhilfe sieht die politische und finanzielle Förderung einer standortgerechten, ressourcenschonenden Landwirtschaft, bei der die Interessen von über 400 Millionen kleinbäuerlichen Betrieben weltweit im Mittelpunkt stehen sollten, als Schlüsselaufgabe. Die Hilfsorganisation hat am Mittwoch im Rahmen der Konferenz "Setting the Course for a World without Hunger - Dialogue on the Role of the G7" in Berlin die Bundesregierung aufgefordert, gemeinsam mit den G7- Staaten durch entschiedene Maßnahmen deutlich zu machen, dass sie weitere schwerwiegende Verletzungen des Rechts auf angemessene Nahrung nicht mehr hinnehmen sollte.

Die bisherigen Initiativen der G7/G8 wurden primär aus der Perspektive des Nordens entwickelt - mit geringer Berücksichtigung der Kleinbauern, der Hungernden und der Zivilgesellschaft aus den Ländern, in denen Hunger und Armut weit verbreitet sind.

Ziel der Konferenz ist es, Politikempfehlungen der deutschen G7-Präsidentschaft zur globalen Ernährungssicherung vorzustellen. Eine Beratergruppe mit Fachleuten aus Äthiopien, Indien, Burkina Faso, Lateinamerika und Deutschland hat im "Berliner Memorandum" folgende Empfehlungen zusammengestellt:

  • Hunger und Mangelernährung sollen bis 2030 endgültig überwunden sein - darauf wollen sich die Vereinten Nationen im September einigen. Auf dem G7 Gipfel im Juni in Elmau müssen die daran beteiligten Regierungen zeigen, dass sie dieses Ziel - und damit verbunden das Menschenrecht auf Nahrung - ernst nehmen, indem sie ihre finanzielle und politische Unterstützung deutlich ausbauen.
  • Mit der G7-Präsidentschaft kommt Deutschland eine besondere Verantwortung zu. Die Welthungerhilfe und ihre Partner aus Äthiopien, Burkina Faso, Indien und Lateinamerika fordern die Bundesregierung auf, sich auf dem Elmau-Gipfel für eine neue Geberrunde nach dem Vorbild von L'Aquila 2009 einzusetzen. Obwohl die Nahrungsmittelpreise in letzter Zeit wieder fallen, besteht die strukturelle Hungerkrise fort. Noch immer müssen 805 Millionen Menschen weltweit hungern.
  • Basierend auf Berechnungen der FAO und Welthungerhilfe muss Deutschland jährlich 3,25 Milliarden Dollar (2,8 Mrd. Euro) an Entwicklungshilfe für Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung beitragen, um den Hunger zu besiegen. Deutschland stellt derzeit mit 1,3 Mrd. Dollar (in 1,12 Mrd. Euro) nur rund ein Drittel des Bedarfs bereit. Die anderen G7-Staaten müssten weitere 28,04 Mrd. USD beisteuern (24,19 Mrd Euro).

Eine neue Geberrunde müsse verbunden sein mit einer inhaltlichen Neuausrichtung der Ernährungssicherungspolitik der G7. Diese sollte sich, laut Welthungerhilfe, an den folgenden Leitplanken orientieren:

  • Der Wettkampf um Land und andere natürliche Ressourcen, vor allem fruchtbare Böden, spitzt sich immer weiter zu. Hauptverlierer hierbei sind "smallholders" - und unter diesen wiederum besonders Frauen - die von den Konzentrationsprozessen industrieller Landwirtschaft verdrängt werden. Unter den Begriff smallholders fallen Kleinbauern, Viehhirten, Fischer, Jäger und Sammler, Indigene und Landlose; zur Vereinfachung ist jedoch im Folgenden nur von Kleinbauern die Rede, auch wenn alle Gruppen gemeint sind. Kleinbauern zu übergehen, wäre jedoch nicht nur inakzeptabel sondern  auch äußerst unklug, da sie weiterhin 70% aller Nahrungsmittel produzieren.
  •  Drei Handlungsfelder, denen sich die G7 Regierungen widmen sollten:
    (1) Die Rechte von Kleinbauern respektieren, schützen und umsetzen sowie  deren Entwicklungspotenzial stärken: z.B. Recht auf Zugang zu Land, Wasser, Märkten, freier Austausch von Saatgut.
    (2) Nachhaltige Einkommensmöglichkeiten und Existenzgrundlagen in ländlichen Regionen schaffen: 80% der extrem Armen leben immer noch auf dem Land, diese Räume sind strukturell benachteiligt. Wertschöpfungsketten müssen insbesondere in ländlichen Räumen auf- und ausgebaut werden.
    (3) Ökologische Dimension: Kleinbauern sind von den Ökosystemen, in denen sie leben, extrem abhängig ("GDP of the poor"). Bodendegradierung sowie der Verlust von Biodiversität trifft sie besonders hart. Um natürliche Ressourcen zu erhalten, müssen insbesondere traditionelles Wissen und lokale Gemeinschaften einbezogen werden.

=> Welthungerhilfe - Studie: "Enhancing Transparency of G7 ODA Spending on Food Security and Agriculture"
=> Berlin Memorandum on sustainable livelihoods for smallholders

Foto: © Oxfam

Quelle: welthungerhilfe.de


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