Berlin. - Der Friedensfilmpreis 2015 geht an "The Look of Silence" von Joshua Oppenheimer. Der Film, auf den sich die Friedensfilmpreisjury der Berlinale nach intensiver Diskussion als Preisträger geeinigt hat, beschreibt die Abgründe menschlicher Grausamkeit und die hoffentlich ebenso große Fähigkeit zur Versöhnung. Denn ohne Aufarbeitung der Vergangenheit bleiben alle Beteiligten in ihr gefangen.
Mehr als eine Million Menschen wurden in Indonesien nach dem Militärputsch von 1965 grausam und willkürlich umgebracht. Verbrechen die nie aufgearbeitet noch geahndet wurden. Über die Täter drehte Joshua Oppenheimer bereits den preisgekrönten Dokumentarfilm "The Act of Killing". In seinem neuen Film "THE LOOK OF SILENCE" wechselt er die Perspektive. Adi, der Bruder eines der Ermordeten, sucht den Kontakt mit den Tätern und befragt sie zu ihren Taten. Oppenheimer gelingt es auf ergreifende Weise ein gesellschaftliches Tabu aufzubrechen. Daraus entstand ein Film über die Abgründe menschlicher Grausamkeit und über die hoffentlich ebenso große Fähigkeit zur Versöhnung. Die tödliche Stille lässt sich durch Nachfragen überwinden. Das öffnet Opfern und Tätern die Chance zum Weiterleben in einer versöhnten Welt. Das ist eine einfache, aber so sehr wichtige Botschaft des Films. [mehr]
Wer einem Mensch die Würde nimmt, verliert sie selber. Und wem sie genommen wurde, dem hilft das Gespräch mit dem Täter (möglicherweise) Rachegedanken und selbstzerstörerischen Hass zu überwinden. Angehörigen hilft es erfahrungsgemäß, wenn sie die Wahrheit über das Geschehen erfahren. Das haben zahlreiche "Wahrheits- und Versöhnungskommissionen" nach schweren Menschenrechtsverletzungen gezeigt.
Über Mord und Totschlag zu reden fällt schwer, wenn er einen selber betrifft. Aber die tödliche Stille lässt sich durch Nachfragen überwinden. Das öffnet Opfern und Tätern die Chance zum Weiterleben in einer versöhnten Welt. Das ist eine einfache, aber so sehr wichtige Botschaft des Films.
Eine lobende Erwähnung sprach die Friedensfilmpreisjury dem Film FLOTEL EUROPA aus (Vladimir Tomic, Srdjan Keca, Selma Jusufbegovic, Dänemark/Serbien 2015). Der Film zeigt Flüchtlinge nicht als Objekte unserer Ängste oder Mildtätigkeit, sondern als selbstbewusste Subjekte ihres Handelns, sie nehmen ihr Schicksal in die Hand.
Dieser Film hatte es uns JurorInnen besonders angetan. Für "Flotel Europa" sprechen wir eine lobende Erwähnung aus. Der Film zeigt Flüchtlinge mal nicht als Objekte unserer Ängste oder Mildtätigkeit, sondern als selbstbewusste Subjekte ihres Handelns, die ihr Schicksal in die Hand nehmen.
Der Goldene Bär für den besten Berlinale-Film ging in diesem Jahr an das Werk "Taxi" von Jafar Panahi: Ein Taxi bewegt sich durch die farbenfrohen, pulsierenden Straßen Teherans. Die unterschiedlichsten Menschen steigen in das Taxi ein. Als der Fahrer sie interviewt, sagen alle Passagiere offen, was sie denken. Niemand anderes als der Regisseur Jafar Panahi selbst sitzt am Steuer des Taxis. Auf dem Armaturenbrett seines mobilen Filmstudios befindet sich die Kamera. Während der heiteren und dramatischen Fahrten durch die Stadt fängt sie die Stimmung in der iranischen Gesellschaft ein.