Aachen. - In Liberia hat sich die Situation nach Ausbruch von Ebola deutlich entspannt, die Gefahr eines Wiederaufflammens der Epidemie besteht aber weiter. Mit diesen Eindrücken ist der MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am vergangenen Wochenende von einer Reise in das westafrikanische Land zurückgekehrt. Er hatte sich in der Hauptstadt Monrovia sowie im Grenzgebiet nahe Sierra Leone über die Lage im Land informiert und sich insbesondere ein Bild von der Arbeit jener Gesundheitszentren gemacht, die in Liberia von der katholischen Kirche geführt und von MISEREOR unterstützt werden.
"Die Situation war in den zurückliegenden Monaten teilweise sehr dramatisch", schilderte Bröckelmann-Simon seine Eindrücke. Von den mehr als 600 in Liberia vorhandenen Gesundheitszentren konnten zwischenzeitlich nur 14 allesamt in katholischer Trägerschaft stehende Einrichtungen weiterarbeiten und wichtige medizinische Basis-Versorgungsdienste aufrechterhalten.
"Im Gesundheitswesen ist Liberia extrem unterversorgt, es fehlt an ausreichendem Impfschutz, zudem sind die Menschen in starkem Maße auch von Krankheiten wie HIV-Aids, Malaria und Durchfallerkrankungen betroffen. Auf 3500 Menschen kommt eine Gesundheitsfachkraft. In Deutschland beträgt dieses Verhältnis 88:1." Zudem gebe es in Ausbildung und Ausstattung des Gesundheitspersonals erhebliche Mängel. Vor diesem Hintergrund, aber auch aufgrund mangelnden Wissens über die Krankheit in der Bevölkerung habe sich Ebola besonders schnell ausbreiten können, sagte Bröckelmann-Simon.
Partnerorganisationen von MISEREOR wie das "Mother Pattern College of Health" haben mit Unterstützung des Aachener Hilfswerks in den vergangenen Monaten große Anstrengungen unternommen, um Ärzte, Ärztinnen, Pfleger und Pflegerinnen zusätzlich auszubilden und mit Schutzkleidung, Desinfektionsmitteln und anderen medizinischen Ausrüstungsgegenständen zu versehen.
Zudem gab es umfangreiche Aufklärungskampagnen. Die ergriffenen Maßnahmen hätten dabei deutliche Erfolge nach sich gezogen, sagte Bröckelmann-Simon. "In der dritten Woche hintereinander ist in Liberia kein neuer Ebola-Patient mehr registriert worden. Die hygienischen Standards in den Gesundheitseinrichtungen haben mittlerweile das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Niveau erreicht."
Überall in den Straßen sieht man Eimer, wo man sich waschen und desinfizieren kann. Es gibt auch viele Vorkehrungen, um Beerdigungen so sicher abzuhalten, dass Ebola dabei nicht, wie in der Vergangenheit häufig vorgekommen, weiterverbreitet wird. Und die Menschen wissen über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen mittlerweile gut Bescheid", so der MISEREOR-Geschäftsführer. "Am meisten hat mich beeindruckt, wie das medizinische Personal allen Gefahren zum Trotz weitergearbeitet hat, um die Epidemie einzudämmen. Das ist bewundernswert, denn schließlich sind viele Bedienstete an der Krankheit gestorben."
Bröckelmann-Simon warnte indessen davor, Ebola als erledigt zu betrachten. "Die Krankheit bleibt eine Gefahr für die ganze Welt. Und sie kann sich schnell wieder ausbreiten, wenn die Vorkehrungen reduziert werden." Zudem sei der Flughund, ein Tier, das das Virus auf den Menschen übertragen hat, zahlenmäßig stark verbreitet und könne leicht in die Nahrungskette geraten.
Quelle: http://www.misereor.org/