Kinder und Mütter in einer Gesundheitsstation in Sierra Leone. Foto: World VisionFriedrichsdorf. - Die Kinderhilfsorganisation World Vision hat die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für den Ausbau der Gesundheitssysteme in Afrika zu engagieren. Zwar gebe es Erfolge im Kampf gegen Ebola, doch zahlreiche Länder seien nach wie vor nicht in der Lage, die gesundheitliche Grundversorgung ihrer Bevölkerung zu gewährleisten.

Besonders Schwangere, junge Mütter und Kinder seien dadurch gefährdet, so World Vision. Die Bundesregierung müsse ihren G7-Vorsitz dafür nutzen, das Thema Mutter-Kind-Gesundheit auf die weltpolitische Agenda zu heben. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, die am Weltgesundheitstag (7.4.) nach Westafrika reisen, sollten bei den dortigen Regierungen auch mehr Eigenverantwortung einfordern.

JÄHRLICH 6 MILLIONEN TOTE KINDER

In Staaten wie Sierra Leone wird World Vision zufolge schon seit Jahren massiv an der gesundheitlichen Grundversorgung gespart. Auch deshalb habe sich die Ebola-Epidemie so verheerend ausgewirkt. Vor allem in den ländlichen Gebieten müsse man von einer chronischen Unterversorgung sprechen: "Krankenhäuser sind oft schlecht ausgestattet, es mangelt an Gesundheitsstationen, Medikamenten und Personal. Jedes Jahr sterben weltweit immer noch mehr als sechs Millionen Kinder und täglich etwa 800 Schwangere und junge Mütter zum Teil an leicht behandelbaren Krankheiten oder deshalb, weil die Versorgung rund um die Geburt miserabel ist", erklärt Marwin Meier, Gesundheitsexperte bei World Vision Deutschland. "Auch bei den Millenniumsentwicklungszielen, die in diesem Jahr erfüllt sein sollten, haben die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft das Nachsehen. Das Ziel 4, die Senkung der Kindersterblichkeit, werden wir um 1,2 Millionen Kinderleben verpassen."

Dabei hatten sich schon 2001 alle afrikanischen Staaten verpflichtet, mindestens 15 Prozent ihres Staatshaushaltes in die Gesundheitsversorgung zu investieren. "Heute haben gerade einmal sieben Länder dieses Versprechen umgesetzt", sagt Meier. "Daran zu erinnern und mehr Eigenverantwortung einzufordern, wäre auf dieser Reise ein Schritt in die richtige Richtung".

"DEUTSCHLAND BEKLECKERT SICH NICHT MIT RUHM"

In manchen armen Ländern leisten World Vision zufolge nicht-staatliche Akteure wie Kirchen oder Hilfsorganisationen bis zu 40 Prozent der gesamten Gesundheitsversorgung. Gesundheitssysteme könnten so nicht nachhaltig betrieben werden. Die Kernverantwortung eines Staates für das Wohl seiner Bürger liege bei der Regierung.

"Auch Deutschland bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm, was die Gesundheitsfinanzierung armer Länder angeht", sagt Meier. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt den Geberländern seit nunmehr einem Jahrzehnt, 0,1 Prozent des Bruttonationaleinkommens in die internationale Gesundheit zu investieren. Deutschland müsste seine Beiträge aber verdreifachen, um diesen Wert zu erreichen. "Als Gastgeberland der G7 sollte die Regierung 2015 mit besserem Beispiel voran gehen und das Thema Mutter-Kind-Gesundheit ganz oben auf die politische Agenda setzen".

Mit langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit auch im Gesundheitssektor ist World Vision in zahlreichen Ländern Afrikas aktiv. In der politischen Anwaltschaftsarbeit gehört die Stärkung des Gesundheitssektors zu den wesentlichen Zielen der Organisation, die bessere Lebensbedingungen für Kinder schaffen möchte.

World Vision unterstützt westafrikanische Länder derzeit auch im Kampf gegen Ebola. So hilft die Organisation in Sierra Leone und im Senegal bei der Aufklärung der Bevölkerung. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen, Führungspersönlichkeiten und den Gesundheitsbehörden. World Vision-Mitarbeiter informieren die Bevölkerung in ländlichen Gebieten über Vorbeugungsmaßnahmen. In Sierra Leone versuchen sie, Vorurteile gegenüber Erkrankten, Überlebenden und ihren Angehörigen abzubauen. Außerdem führen World Vision-Teams dort würdevolle, sichere Begräbnisse durch und kümmern sich um Ebola-Waisen. World Vision war auch an der Konzeption von Medienkampagnen rund um Ebola beteiligt.

Foto: Wartende Mütter und Kinder in der Gesundheitsstation von Baomé Kpenge (© World Vision)

Quelle: www.worldvision.de 


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