Berlin. - Das Filmprogramm des Arabischen Film Festivals in Berlin reicht thematisch von Marokko bis in den Irak und in diesem Jahr nehmen Geschichten und Perspektiven weiblicher Filmemacher und Figuren einen prominenten Platz ein. Das Al Film - Festival findet vom 8.-15. April zum sechsten Mal in Berlin statt.
ALFILM wird von makan - Zentrum für arabische Filmkunst und Kultur e.V. organisiert. Der gemeinnützige Verein wurde 2004 gegründet und ist eine weltanschaulich und politisch unabhängige Vereinigung zur Förderung und Würdigung des Kulturschaffens arabischer Filmemacher, der Vermittlung arabischer Kultur in ihrer Vielfalt sowie dem interkulturellen Dialog durch das Medium Film.
Der diesjährige Eröffnungsfilm Decór (Regie: Ahmad Abdalla, Ägypten 2014) handelt von der erfolgreichen Filmset-Designerin Maha. Aufgerieben vom eigenen künstlerischen Anspruch und der kommerziell orientierten Wirklichkeit ihres Projekts beginnt Maha, aus ihrer Realität zu flüchten, und identifiziert sich zunehmend mit der unglücklichen Hauptfigur ihres Films. Die Grenzen zwischen beiden Figuren verschwimmen immer mehr, bis auch der Zuschauer nicht mehr sicher ist, was Realität und was Projektion ist. Abdallas vielschichtiges Drama ist eine Hommage an die starken Frauenfiguren des klassischen ägyptischen Kinos und eine kluge Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse.
Mit Scheherazade’s Diary (Libanon 2013) wird ALFILM dieses Jahr wieder einen Dokumentarfilm der Filmemacherin Zeina Daccache präsentieren, der die Insassen eines Frauengefängnisses im Libanon bei einer mehrmonatigen Dramatherapie begleitet. Der Film erzählt Geschichten von häuslicher Gewalt, Drogenmissbrauch, sozialer Isolation und Unterdrückung und reflektiert in der Inszenierung sowohl die individuellen Schicksale als auch die patriarchale Gesellschaft, in der die Frauen sowohl Opfer als auch Täter wurden.
Nadir Moknèches Goodbye Morocco (Frankreich 2012) ist ein weiterer Spielfilm im Programm von ALFILM 2015. “Goodbye Morocco” ist ein vielschichtiges, atmosphärisches Drama, das die postkolonialen Gesellschafts- und Machtverhältnisse in Nordafrika reflektiert. Im Zentrum steht die alleinerziehende Architektin Dounia, die davon träumt, mit ihrem Sohn in den Westen zu emigrieren und dort außerhalb der Reichweite von dessen einflussreichen Vater ein neues Leben aufzubauen. Die Baustelle, die Dounia beaufsichtigt, wird zur Bühne dieser Sehnsucht, auf der sich Dramen rund um Geld, Sex, Macht und Moral abspielen.
Der Dokumentarfilm The Mulberry House (Regie: Sara Ishaq, Jemen/VAE/Syrien/Ägypten 2013) – erzählt aus der Perspektive der schottisch-jemenitischen Regisseurin – bietet einen seltenen Einblick in den Alltag einer jemenitischen Familie und deren Verhältnis zu den politischen Umbrüchen im Land. Nachdem sie als Jugendliche zu ihrer Mutter nach Schottland gezogen war, begibt sich die junge Filmemacherin Sara zehn Jahre später zurück in den Jemen, um sich der fremd gewordenen Familie ihres Vaters wieder anzunähern. Unerwartet wird sie Zeugin der Aufstände gegen das Regime Ali Abdullah Salehs. Sara dokumentiert die Ereignisse mit ihrer Kamera, und kommt dadurch auch wieder in Kontakt mit ihrem Vater, der seine Tochter mit anderen Augen zu betrachten beginnt.
Im Rahmen des Festivals finden zwei Diskussionsrunden statt. Am Samstag, den 11. April um 14.30 Uhr wird der ägyptische Filmkritiker Essam Zakarea mit der Schauspielikone Yousra über die Herausforderung sprechen, zeitgemäße Frauenfiguren im ägyptischen Kino darzustellen. Um 17.30 Uhr dann wird Sara Ishaq, Regisseurin von "The Mulberry House", mit Mareike Transfeld (Stiftung Wissenschaft und Politik) und Dr. Beyhan Sentürk (Friedrich-Ebert-Stiftung) über ihren Film und die aktuelle Situation im Jemen sprechen.
Quellen: .alfilm.de | jmag2013.wordpress.com