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Berlin. - Museumskooperation gehört bislang nicht zu den Feldern der Entwicklungspolitik, doch ihre Bedeutung für die Volksbildung und die Förderung kultureller Identität scheint zunehmend anerkannt zu werden. Konrad Melchers, Journalist und ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift epd-Entwicklungspolitik, arbeitet aktuell an einer Pilotstudie für ein Museumsprojekt in Äthiopien. Die Studie soll die Durchführbarkeit prüfen und anschließend einen Entwicklungsplan für andere Projekte der deutsch-äthiopischen Museumskooperation erarbeiten.

Die Zahlen der Museen weltweit sowie die Vielzahl der Themen, für die sie geschaffen werden, steigen sprunghaft an. Laut Melchers sind Museen "Motoren des sanften, kulturell orientierten Tourismus, der zu den Wirtschaftssektoren mit der größten binnenwirtschaftlichen Tiefenstruktur gehört". Deshalb sei es Zeit, dass die Museumsförderung ein Aktionsfeld der Entwicklungspolitik werde. Gerade Deutschland verfüge über eine umfangreiche Expertise für die Förderung von Museen in Entwicklungsländern.

Die Pilotstudie wird nun in Äthiopien durchgeführt. Das ostafrikanische Land ist aufgrund der bereits relativ großen Anzahl von Museen und der reichen, uralten Kulturgeschichte besonders geeignet.

Außerdem ist, laut Melchers, durch viele Neugründungen durch private, staatliche und kirchliche Träger sowie internationale Organisationen, eine Aufbruchsstimmung in der äthiopischen Museumskultur zu spüren. An zwei Universitäten werden entsprechende Studiengänge eingerichtet. Zudem soll ein Pan-Afrikanischer Kulturraum im Hauptquartier der African Union in Addis Abeba errichtet werden, über den die Idee der Entwicklung von Museen auch im Kontext der globalen Entwicklung gefördert werden.

Allerdings hält Melchers viele dieser Einrichtungen - wie das Nationalmuseum mit dem berühmten Skelett von Lucy und das mit Geldern der Weltbank geförderte Museum in der antiken Kaiserstadt Axum – für in beklagenswertem Zustand, sodass ihr Bildungspotenzial kaum genutzt werden kann. Neben Ausstattungsmängeln würden vor allem die Errungenschaften der modernen Museumspädagogik in Äthiopien noch nicht genutzt. Ein zentraler Punkt dabei ist die Ausbildung von ReiseführerInnen und Lehrkräften für die Bildungsarbeit der Museen. Lokale Guides könnten so internationale ReiseführerInnen ergänzen und ersetzen. Weitere Ziele des Projekts sollen die Zusammenarbeit mit den äthiopischen Universitäten, die Vernetzung einzelner Museen untereinander und die Erarbeitung pädagogischer Konzepte mit deutschen Museen und Universitäten werden.

Trotz vieler positiver Fortschritte gibt es aus Melchers Sicht noch wesentlichen Bedarf an Ausbildung der Mitarbeiter und Förderung von Museen. Nicht nur kleinen Einrichtungen in den Peripheren fehle es oft an Kapazitäten, um die Arbeit zu professionalisieren, sich zu vernetzen und um von internationalen Programmen zu profitieren. Deshalb soll im Rahmen der Pilotstudie ein zeitlich terminierter Entwicklungsplan erarbeitet werden, durch den globale Standards sowie lokale und nationale Bedürfnisse verwirklicht werden sollen. Ein erster Schritt wird die Eröffnung des Museums im Oktober 2015 in Wukro sein.

Foto: © Hailay Teklay/ Gesellschaft zur Förderung von Museen in Äthiopien e.V.

=> Gesellschaft zur Fördeung von Museen in Äthiopien e.V.


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