Sanaa. - Die fünftägige humanitäre Feuerpause im Jemen reichte nicht aus, um alle Menschen mit dringend benötigten Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern zu erreichen. Das hat das UN World Food Programme (WFP) am Dienstag kritisiert. Eine Reihe voraussagbarer Zeitfenster sei dringend erforderlich, um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung zu sichern.
Während der Waffenruhe brachte WFP mehr als 400.000 Menschen lebensrettende Notrationen, auch in Gebieten in Aden und Sada‘a, die zuvor unzugänglich waren. Dies ist jedoch lediglich die Hälfte der 738.000 Menschen, die WFP erreichen muss. Andauernde Kämpfe machten Hilfslieferungen in vielen Gebieten unmöglich. Laut Purnima Kashyap, WFP Landesdirektorin im Jemen, war es ein Wettlauf gegen die Zeit: "Durch die instabile Sicherheitslage konnten wir nur halb so viele Menschen erreichen wie geplant. Wir brauchen vorhersagbare Feuerpausen, um zusammen mit Partnern vor Ort Nothilfe zu so vielen Menschen wie möglich bringen zu können."
Auch wenn die Waffenruhe zu großen Teilen eingehalten wurde, kam es im Süden sowie in Sa’ada im Norden wiederholt zu Zusammenstößen. Einige Gebiete, wo die Not der Menschen am größten ist, blieben für die Hilfstransporte so unerreichbar. Landesdirektorin Kashyap ist alarmiert über die Lage der Bevölkerung in diesen Regionen: "Je mehr Zeit vergeht, ohne dass wir Menschen in den umkämpften Gebieten erreichen können, desto schlimmer wird ihre Situation und desto größer ihre Not."
Bereits vor Ausbruch des Konflikts im Jemen hatte fast jeder zweite Jemenite – 10 Millionen Menschen – nicht ausreichend zu essen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass sich diese Zahl durch den aktuellen Konflikt noch weiter erhöht hat.
Vor Beginn der Auseinandersetzungen unterstützte WFP jeden Monat durchschnittlich 4 Millionen Menschen im Jemen. Seit Ausbruch des Konflikts am 15. April konnte WFP bereits mehr als 1,7 Millionen Jemeniten in den am schwersten betroffenen Gebieten mit Notrationen erreichen, fast zwei Drittel von ihnen Frauen und kleine Kinder.
Jemen importiert fast 90 Prozent seiner Nahrungsmittel. WFP befürchtet, dass Familien sich nicht mehr ausreichend ernähren können, wenn die anhaltenden Kämpfe den Einkauf und Transport von Nahrungsmitteln weiter behindern.
Quelle: wfp.org