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Garmisch-Partenkirchen. - Beim Treffen der G7 am Montag stand unter anderem das Thema Klimaschutz auf der Tagesordnung. Um das 2-Grad-Klimaziel noch einzuhalten, müssen die G7-Staaten ihren Ausstoß von Treibhausgasen rasch und deutlich senken. Dazu müssen sie die besonders klimaschädliche Kohleverstromung deutlich reduzieren. Dies zeigen Berechnungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Auch weil G7-Länder wie Deutschland ihren Kohleanteil am Strommix nicht rasch genug reduzieren, ist die Ländergruppe noch immer für mehr als ein Viertel des globalen Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich.

Auf ihren Anteil an der Weltbevölkerung umgelegt, stehen den G7-Staaten noch etwa zehn Prozent des globalen CO2-Budgets (565 Milliarden Tonnen) zu, das noch in die Atmosphäre gelangen darf. Auf Basis ihrer jüngsten Jahresemissionen werden die G7-Staaten dieses anteilige CO2-Budget von 60 Milliarden Tonnen in weniger als sieben Jahren aufgebraucht haben. "Wenn die G7 weiter Anspruch auf eine Führungsrolle in der Welt erheben wollen, müssen sie jetzt einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Kohle vorlegen", sagte Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer.

CO2-EMISSIONEN

Von 1990 bis 2013 haben die G7, laut Greenpeace den Anteil der Kohle an ihrem Energiemix lediglich um 8,2 Prozentpunkte gesenkt. Entsprechend gering fiel der Rückgang des CO2-Ausstoßes zwischen 1990 und 2012 mit 1,3 Prozent aus. Dabei zeigt zuletzt ausgerechnet China, dass sich Emissionen bei Kohlekraftwerken rasch senken lassen. Während das Land mit seinen vielen neuen Kohlekraftwerken zwischen 2000 und 2010 die Hälfte des Anstiegs der globalen CO2 Emissionen verantwortete, sind die energiebedingten Emissionen 2014 erstmalig um etwa 1 Prozent gefallen. Dieser Trend hat sich in den ersten vier Monaten des Jahres mit einem Minus von 5 Prozent noch verstärkt. Jahrelang haben die G7-Länder mit Verweis auf China beim Klimaschutz zu wenig unternommen.

Bereits 2009 hatten sich die G7 Länder und Russland im italienischen L’Aquila verpflichtet, ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent zu reduzieren, verglichen mit 1990. Wenn Bundeskanzlerin Merkel, wie vor dem Gipfel angekündigt, einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Klimakonferenz in Paris leisten will, dann muss sie die G7-Chefs dazu bringen, deutlich über frühere Verpflichtungen hinaus zu gehen. Dabei führt kein Weg am mittelfristigen Ausstieg aus der besonders klimaschädlichen Kohle und einer Umstellung auf Erneuerbare Energien vorbei. "Die G7-Länder müssen sich klar zu den zukunftsweisenden Technologien der Erneuerbaren Energien bekennen. Atom und das Verpressen von CO2 im Boden mit der CCS-Technik sind viel zu riskant und daher keine Alternativen für das Energiesystem der Zukunft", so Münchmeyer.

Auch das globalisierungskritische Netzwerk attac fordert den Kohleausstieg statt leerer Klimaschutzversprechen. "Die Klimapolitik der G7 ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben steht", so Thomas Eberhardt-Köster, "ähnlich wie beim G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm versuchen die G7-Staaten, sich auch in Elmau als große Klimaschützer zu inszenieren". Nur zwei Jahre, nachdem sich Angela Merkel in Heiligendamm als "Klima-Queen" feiern ließ, scheiterte 2009 der Klimagipfel in Kopenhagen. Seit 2009 sind zudem in fünf G7-Staaten - darunter Deutschland - die C02-Emissionen aus Kohle gestiegen. Bereits 2007 kündigten die G8 in ihrer Abschlusserklärung an, die Subventionen von fossilen Rohstoffen abzuschaffen. Tatsächlich passierte nichts, auch in Elmau deute sich kein Durchbruch an.

"Die G7 müssen mit gutem Beispiel voran gehen. Dazu gehört, dass sie schnellstmöglich aus der Kohleverstromung aussteigen. Ohne eine radikale Kursänderung werden die Kohlekraftwerke der G7-Länder Ende des Jahrhunderts weltweit durch den Klimawandel bedingte Gesamtkosten in Höhe von 450 Milliarden Dollar pro Jahr verursachen." sagte Jörn Kalinski von Oxfam Deutschland.

DIVESTMENT

Weltweit reagieren immer mehr Akteure auf die Erkenntnisse der Klimawissenschaft, dass große Teile der Kohle- und Ölvorräte im Boden bleiben müssen, um die Erderwärmung unter der als kritisch angesehenen Grenze von 2 Grad zu halten. Erst vergangenen Freitag stimmte Norwegens Parlament einstimmig dafür, dass der Pensionsfond des Landes - einer der größten Staatsfonds weltweit – seine Investitionen aus Unternehmen abzieht, die Geschäfte mit fossilen Energien machen. Finanzdienstleister wie die Axa-Versicherungsgruppe, große Stiftungen wie die Rockefeller Foundation und Kirchen wie die Church of England hatte zuvor ähnliche Beschlüsse gefasst. "Die G7-Staaten drohen beim Klimaschutz zum Bremser zu werden. Der Erfolg des Gipfels wird davon abhängen, ob Merkel gemeinsam mit ihren sechs Kollegen ein klares Signal für den Ausstieg aus der Kohle liefert", so Münchmeyer.

KLIMAWANDEL BETRIFFT VOR ALLEM DIE ÄRMSTEN LÄNDER

Die Hilfsorganisation World Vision machte darauf aufmerksam, dass Menschen in Entwicklungsländern am schwersten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Jüngste Beispiele sind Vanuatu, Philippinen und die Hitzewelle in Indien. Die Zerstörung der Umwelt besonders in den Entwicklungsländern bedroht das Leben und die Existenzgrundlagen der ärmsten Menschen der Welt. Der Klimawandel wird, laut World Vision als die größte globale Bedrohung der Gesundheit im 21. Jahrhundert angesehen.

Laut UNHCR verließen in den vergangenen acht Jahren bereits 140 Millionen Menschen ihr Heimatland, weil das Klima für sie unerträglich geworden war. Experten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2050 mit weiteren 200 Millionen Klimaflüchtlingen gerechnet werden muss. Silvia Holten von World Vision erklärte: "Wenn die Lebensbedingungen in der Heimat unerträglich werden, bleibt den Menschen nur die Flucht in Länder, in denen sie eine Zukunft für sich und ihre Kinder sehen. Der Klimawandel ist in vielen Teilen der Erde auch Ursache für Hunger und Armut, politische Instabilität und soziale Spannungen." Die Hilfsorganisation fordert die G7- Vertreter auf mehr für Menschen zu tun, die unter den Klimafolgen und Katastrophen zu leiden haben.

Eine Methode, um die Lebenssituation von Familien und ihren Kindern in von Dürren betroffenen Gegenden zu verbessern ist z.B. die regenerative Wiederaufforstungsmethode FMNR (farmer managed natural regeneration), die World Vision bereits in 20 Ländern unterstützt. Rund 20 Millionen Hektar degradiertes Land konnten so wieder aufgeforstet werden. Wald ist insbesondere in den Entwicklungsländern von großer Bedeutung für das Leben der Menschen.


Quellen: attac.de | greenpeace.org | worldvision.de


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