Welttag der humanitären Hilfe

Berlin. - Gut ein Jahr nach dem Vormarsch der IS-Kämpfer im Irak und in Syrien hat sich die Lage für humanitäre Helferinnen und Helfer drastisch verschlechtert. Darauf haben Caritas international und die Diakonie Katastrophenhilfe aus Anlass des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Welttags der Humanitären Hilfe am 19. August hingewiesen.

"Die Gebietsgewinne der Terrormiliz nagen an der Moral unserer Partner, doch obwohl sie jeden Tag um ihr eigenes Leben und das ihrer Familien fürchten, setzen sie die Hilfe mit unverminderter Kraft fort", sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international. "Die Caritas im Irak musste wegen des Vorrückens des IS im vergangenen Jahr zwei Büros schließen, eines in der Stadt Qaraqosh und eines in Bartillah", berichtete Müller.

"Die sich schnell verändernden Frontlinien und die Angriffe auf die Zivilbevölkerung führen zu immer neuen Fluchtbewegungen, auf die wir mit unseren Partnerorganisationen vor Ort reagieren", erklärte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. "Dabei müssen auch die Helfenden die Sicherheits- und Gefährdungslage immer wieder neu bewerten. Insgesamt sind derzeit rund 20 Millionen Menschen in Syrien und im Irak dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen."

Die beiden kirchlichen Hilfswerke appellierten an die internationale Gemeinschaft, auch die Helferinnen und Helfer besser zu schützen. Deren wichtige Arbeit für die Zivilbevölkerung in Syrien und im Irak müsse dringend fortgesetzt werden. Es sei zwingend notwendig, dass die Hilfszusagen der westlichen Staaten deutlich erhöht und mittelfristige Perspektiven für die Flüchtlinge geschaffen werden. "Der Appell von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller an die Europäische Union, ein Zehn-Milliarden-Notprogramm für die Flüchtlinge aus den Konfliktgebieten aufzulegen, ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Müller.

Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international sind mit mehreren Hundert Mitarbeitern lokaler Partner in der Versorgung der Opfer des Bürgerkrieges in Syrien, in der Türkei, im Irak, in Jordanien und im Libanon engagiert. Seit Ausbruch des Konfliktes im März 2011 konnte nach Angaben der NGOs mehr als einer Million Menschen geholfen werden, unter anderem durch die Verteilung von Nahrungsmitteln und Einkaufsgutscheinen oder die Übernahme von Mietkosten. Zudem wurden Betroffene dabei unterstützt, ihre Traumata infolge von Gewalt oder Fluchterfahrungen zu überwinden. Mit der ökumenischen Sommeraktion "Die größte Katastrophe ist das Vergessen", die am Weltflüchtlingstag (20. Juni) startete, erinnern Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe an die verzweifelte Lage der Menschen in Syrien und im Irak und rufen dringend zu Spenden auf.

"In Zukunft werden gewaltsame Konflikte weiterhin eine der Hauptursachen für Vertreibungen und humanitäre Notlagen sein", erklärte Wolfgang Jamann, Generalsekretär von CARE International. "Zur gleichen Zeit sind die Legitimität, Akzeptanz und Sicherheit humanitärer Akteure in Konfliktgebieten zunehmend bedroht. Diese Entwicklungen müssen schnellstmöglich rückgängig gemacht werden – sowohl auf der globalen als auch auf der lokalen Ebene."

CARE wies darauf hin, dass 2014 weltweit mehr als 190 Angriffe auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen verübt wurden. Im Jahr 2000 wurden im Vergleich dazu rund 41 gewalttätige Übergriffe gezählt. Nach Angaben der Sicherheitsdatenbank für humanitäre Helfer wurden in den letzten 15 Jahren über 3.000 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet, verletzt oder entführt.

"Risiko ist Teil unserer Arbeit, aber der Schutz von humanitären Helfern darf durch das Verschwimmen der Grenzen zwischen humanitärer Hilfe als Druckmittel in umkämpften Gebieten und Hilfe für Menschen in Not nicht gefährdet werden", betonte Jamann. "Die Regierungen im globalen Norden und Süden müssen sicherstellen, dass humanitäre Hilfe nach wie vor ein Ziel an sich ist. Sie darf kein Mittel sein um politische oder militärische Ziele zu verfolgen. Regierungen sind verpflichtet darauf zu achten, dass bewaffnete Akteure den Zugang zu lebensrettender Hilfe nicht blockieren."

Die Nothilfe von CARE erreichte im letzten Jahr 72 Millionen Menschen in größter Not. Insgesamt waren über 9.000 humanitäre Helfer für CARE in 90 Ländern tätig.

Quellen: www.diakonie-katastrophenhilfe.de | www.caritas-international.de | www.care.de 


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