rog logo neuBerlin. - Reporter ohne Grenzen (ROG) hat die Entscheidung des syrischen Anti-Terror-Gerichts begrüßt, die Vorwürfe gegen Mazen Darwish und seine Mitarbeiter vom Syrischen Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit (SCM) fallen zu lassen. Nach Angaben des SCM entschied das Gericht in Damaskus, die Fälle Darwishs und seiner Mitangeklagten fielen unter eine kürzlich verkündete Amnestie. Außerdem wies der Richter den zentralen Vorwurf der Unterstützung des Terrorismus ausdrücklich ab.

Darwish und zwei seiner Kollegen waren laut ROG knapp dreieinhalb Jahre lang willkürlich festgehalten und in diese Zeit misshandelt, gefoltert und zeitweise an unbekanntem Ort festgehalten worden. "Dieses längst überfällige Urteil ist eine späte Genugtuung für Mazen Darwish und alle, die in Syrien unter großen Gefahren für die Pressefreiheit kämpfen", sagte der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr. "Darwish und seine Mitarbeiter hätten keinen einzigen Tag im Gefängnis verbringen dürfen. Die Terrorismusvorwürfe gegen sie waren von Anfang an absurd. Nun sollte das syrische Regime endlich auch die vielen anderen Medienschaffenden freilassen, die es immer noch wegen ihrer journalistischen Arbeit festhält."

Das 2004 von Darwish gegründete Syrische Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit (SCM) dokumentierte bis zum Februar 2012 Verletzungen der Presse- und Meinungsfreiheit sowie die Arbeitsbedingungen von Journalisten und unterstützte Medienschaffende bei Streitigkeiten mit den Behörden. Immer wieder habe die Regierung versucht, die Arbeit des Zentrums zu behindern, berichtete ROG. Mehrfach sei Darwish verhaftet worden. Nach Beginn der Massenproteste gegen Präsident Baschar al-Assad im Frühjahr 2011 dokumentierte das SCM auch die Namen der Verhafteten, Verschwundenen und Getöteten. 2012 ehrte Reporter ohne Grenzen Darwish für seinen Einsatz als Journalist des Jahres.

Für die Freilassung der SCM-Mitarbeiter hatte sich ROG zusammen mit mehr als 70 weiteren Menschenrechtsorganisationen eingesetzt. Auch die UN-Vollversammlung und das Europaparlament forderten ihre Freilassung. Zuletzt haben ROG und andere Nichtregierungsorganisationen den UN-Sicherheitsrat am Montag erneut aufgerufen, sich für Darwish und alle in Syrien verschwundenen Menschenrechtsverteidiger stark zu machen.

Derzeit halten die syrischen Behörden nach ROG-Angaben noch mindestens 30 Journalisten und Bürgerjournalisten gefangen. Mindestens 25 weitere - darunter sechs Ausländer - würden als vermisst oder von der Dschihadistengruppe Islamischer Staat und anderen Extremistenorganisationen als Geiseln gehalten.

Syrien ist derzeit das gefährlichste Land der Welt für Journalisten. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht es auf Platz 177 von 180 Staaten. Reporter ohne Grenzen hat im Rahmen seiner Nothilfearbeit seit 2011 mehr als 40 Journalisten unterstützt, die aus Syrien nach Deutschland fliehen mussten.

=> www.reporter-ohne-grenzen.de/syrien/ 

Quelle: www.reporter-ohne-grenzen.de