Belgrad. - Während die Zahl fliehender Menschen, die über den Westbalkan in die EU gelangen wollen, täglich steigt, verschlechtern Regenfälle und Kälte die Situation vor Ort. Grenzschließungen oder -öffnungen nach Belieben, sowie der Einsatz des Militärs führen zur Verzweiflung der Flüchtlinge und der Helfer. Entsprechend dramatische Szenen spielen sich an den Grenzen ab. Davon haben CARE und Save the Children am Donnerstag berichtet.

"Ich habe in Somalia gearbeitet und im Jemen und damit einige der schlimmsten humanitären Krisen der Welt gesehen. Aber die Zustände hier an der serbisch-kroatischen Grenze  sind vergleichbar",  berichtete Iljitsj Wemerman, der die CARE-Nothilfe vor Ort koordiniert. "Die Menschen haben kaum genug Kleidung, Nahrung oder Wasser. Unzählige müssen im Freien schlafen. Die Straßen sind schlammig und voller Müll. Es ist eine Schande, dass sich das hier in Europa abspielt."

"Das Militär zur Abwehr von Flüchtlingen einzusetzen, ist ein menschenverachtendes Mittel und ein Armutszeugnis der europäischen Politik", sagte Bidjan Nashat, Programmdirektor bei Save the Children Deutschland. "In der vergangenen Woche ist bereits ein Flüchtling an der Grenze zu Bulgarien erschossen worden. Solche Fälle werden sich häufen, wenn die EU bei ihrer Abschottungspolitik bleibt."

Der Wintereinbruch - so befürchtet CARE – könnte lebensgefährlich für die Menschen werden, denn die meisten sind ohne ausreichend Kleidung und Decken unterwegs. Zudem fehlt es an festem Schuhwerk, meist tragen die Flüchtlinge nur Turnschuhe oder Sandalen. “Viele Menschen, die hier über die Grenze wollen, haben bereits mindestens fünf Länder durchquert. Sie waren Wochen oder sogar Monate zu Fuß, in Bussen, Bahnen oder Booten unterwegs”, berichtete CARE-Helfer Wemerman. “Die Erschöpfung ist allgegenwärtig. Wir sehen Atemwegserkrankungen, Durchfall, Unterkühlung und Lungenentzündungen. Die Menschen schweben hier in Lebensgefahr.”

Zwischen 5.000 und 6.000 Flüchtlinge kommen nach aktuellen Schätzungen derzeit täglich in Serbien an, um von dort weiter nach Kroatien zu reisen. Regierungen und Hilfsorganisationen können die ständig steigende Zahl Hilfsbedürftiger kaum versorgen. Während sich im Frühherbst größtenteils Männer auf den Weg machten, sind nun auch zunehmend Frauen alleine mit teilweise sehr jungen Kindern unterwegs. Sie sind besonders von Überfällen und sexualisierter Gewalt bedroht.

Zudem zehrt die Unberechenbarkeit der Grenzschließungen und möglichen Reisewege an den Flüchtlingen. Es gibt kurzfristige Öffnungen und Schließungen, was zu Rückstau und Massenansammlungen führt. Häufig werden Familien dabei auf tragische Weise getrennt. CARE fordert deshalb die Regierungen in der Region dazu auf, sichere und planbare Routen zu gewährleisten.

Save the Children sieht einen Teil der Lösung darin, endlich legale Zuwanderungswege nach Europa zu schaffen.Die Kinderrechtsorganisation fordert die EU- Mitgliedsstaaten ebenso auf, ein effektives und permanentesSystem für die Neuansiedlung von schutzbedürftigen Flüchtlingen in Europa zu beschließen.

Quellen: care.de / savethechildren.de


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