Göttingen. - Die Rechtsanwältin und Menschenrechtsverteidigerin Fatima M’Baye aus Mauretanien hat wegen der katastrophalen Menschenrechtslage in ihrer Heimat eine Auszeichnung durch den Staatspräsidenten abgelehnt. Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Abdel Aziz wollte der Vorsitzenden der "Mauretanischen Gesellschaft für Menschenrechte" am vergangenen Samstag, dem Unabhängigkeitstag des westafrikanischen Landes, einen Preis verleihen. Doch die engagierte Frauenrechtlerin lehnte die Ehrung unter Hinweis auf die anhaltende Inhaftierung von zwei Sklaverei-Kritikern ab. Die Gesellschaft für bedrohte Völker würdigte ihr mutiges und konsequentes Auftreten am Montag als ein "deutliches Zeichen gegen die Kriminalisierung von Menschenrechtlern und Sklaverei-Gegnern in Mauretanien".
Nach Angaben der GfbV eskaliert zurzeit in Mauretanien der Streit um die Inhaftierung der zwei Sklaverei-Kritiker Biram Dah Abeid und Brahim Ramdhane, die im Januar 2015 in Mauretanien zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Täglich demonstrieren in der Hauptstadt Nouakchott Unterstützer der beiden Menschenrechtler für ihre Freilassung. Auch aus dem Ausland häufen sich die Appelle für ihre sofortige Freilassung. Die beiden Inhaftierten sind der Präsident und der Vizepräsident der Menschenrechtsorganisation IRA. Laut GfbV gehen Sicherheitskräfte regelmäßig mit Gewalt gegen die Demonstranten in Nouakchott vor. Bei der Niederschlagung der Proteste wurden am vergangenen Samstag zwölf IRA-Unterstützer, unter ihnen vier Frauen, festgenommen, berichtete die GfbV. Weitere drei Anhänger der Menschenrechtsorganisation waren am 8. November in der Stadt Aleg verhaftet worden. Sie kamen nach einwöchiger Haft am 15. November ohne Anklageerhebung wieder frei.
In einem Interview mit dem französischen Fernsehsender TV5 bekräftigte Präsident Aziz am 28. November 2015, es gebe keine Sklaverei in seinem Land. Dem inhaftierten Biram sei es nicht gelungen, dafür Beweise vorzulegen. "Doch das ist eine ignorante Schutzbehauptung", erklärte Delius. "Es gibt Dutzende Berichte von Menschenrechtsorganisationen sowie der Vereinten Nationen über Sklaverei in Mauretanien. Das lässt sich nicht so einfach vom Tisch wischen."
Delius wies auch den Vorwurf des mauretanischen Präsidenten zurück, Nichtregierungsorganisationen würden "Hass und Zwiespalt" säen, wenn sie an das Massaker von Inal vor 25 Jahren erinnerten. Am 28. November 1990 hatten Angehörige der mauretanischen Armee in der Militärbasis des Dorfes Inal 28 dunkelhäutige Soldaten aufgrund ihrer Hautfarbe gehängt. Die schwarzafrikanische Mehrheitsbevölkerung Mauretaniens fordert seit Jahren ein Ende der Tabuisierung des Massakers und wirft der regierenden Minderheit von Arabern und Berbern Ausgrenzung und Rassismus vor.
Quelle: gfbv.de