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Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Nigerias Regierung und Sicherheitskräften Versagen im Kampf gegen die Terrorbewegung Boko Haram und beim Schutz der Zivilbevölkerung vor islamistischer Gewalt vorgeworfen. Denn trotz vollmundiger Siegeserklärungen der Regierung fielen alleine seit Weihnachten 2015 erneut mindestens 106 Menschen Überfällen von Boko Haram im Nordosten Nigerias zum Opfer.

"Die jüngste Eskalation der Gewalt ist eine schallende Ohrfeige für Staatspräsident Muhammadu Buhari, der noch Heiligabend die Terrorgruppe für "technisch besiegt" erklärt hatte", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Buhari hatte bei seinem Amtsantritt im Mai 2015 die Armee ultimativ aufgefordert, bis Ende Dezember 2015 Boko Haram zu zerschlagen. Mindestens 17.700 Menschen sind in den letzten sechs Jahren dem Terror Boko Harams und dem rücksichtslosen Vorgehen der Sicherheitskräfte zum Opfer gefallen.

Zwar habe Boko Haram in den letzten sechs Monaten aufgrund massiver Militäraktionen der Sicherheitskräfte und verbündeter Milizen die Herrschaft über viele zuvor von ihr kontrollierte Gebiete verloren, doch mit Terroranschlägen verbreitet sie noch immer Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung im Nordosten des Landes. "Die Zivilisten leben unverändert im Bann des Terrors. Für sie macht es wenig Unterschied, ob Boko Haram eine ganze Region kontrolliert oder mit gezielten Selbstmordanschlägen Christen und Muslime terrorisiert", erklärte Delius.

So starben bei Feuergefechten und Selbstmordanschlägen am Wochenende nahe der Stadt Maiduguri mindestens 60 Menschen. Weitere 30 Personen wurden getötet und 16 Menschen verletzt, als sich am Montag in der Stadt Madagali zwei Selbstmordattentäterinnen in die Luft sprengten. Am ersten Weihnachtstag waren in dem Dorf Kimba 16 Menschen getötet und sechs Zivilisten entführt worden, als Boko-Haram-Kämpfer die Siedlung überfielen und niederbrannten.

Ungeklärt ist auch noch immer das Schicksal der vor 624 Tagen aus einem Internat in Chibok entführten 219 christlichen Schülerinnen. Die Angehörigen der Verschleppten haben wenig Vertrauen in Armee und Politik, dass sie endlich Gewissheit über den Verbleib der Entführten bekommen."Die Regierung Buhari sieht den Boko-Haram-Konflikt nur als Sicherheitsproblem", erklärte Delius. "Jede politische Antwort auf die Krise ist sie schuldig geblieben. So gibt es wenig Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden im Nordosten Nigerias."

Quelle: gfbv.de


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