Palermo. - Die Europäische Union setzt das Leben hunderttausender Kinder aufs Spiel, wenn sie flüchtenden Menschen keinen besseren Schutz bietet. Davor hat die Kinderhilfsorganisation World Vision am Freitag gewarnt. In Palermo, Italien, berät sich die Organisation mit Experten europäischer und internationaler Organisationen über Vorschläge an die Regierungen zur Flüchtlingskrise und deren Wirkungen auf Kinder.
Rund ein Drittel der eine Million nach Europa geflohenen Menschen sind nach offiziellen Angaben minderjährig. "Etwa 500 Kinder sind schon bei ihrer Flucht über das Meer ums Leben gekommen", sagte Deirdre de Burca, Vertreterin des EU-Büros von World Vision. "Die Versäumnisse des Jahres 2015 bleiben durch das Bild des leblosen Körpers des kleinen Aylan an einem türkischen Strand im Gedächtnis. Das Bild hat der Welt vor Augen geführt, wie bedrohlich diese Krise für Kinder ist."
"Die Staaten zählen die Grenzverletzungen, aber nicht die Kinder, die Familienangehörige verloren haben oder heimatlos geworden sind. Viele der nach Europa geflüchteten Kinder haben unvorstellbare Ängste auf Booten durch unvorhergesehene Grenzschließungen durchgemacht. Manche konnten sich davon erholen, weil sie gut aufgenommen wurden, aber anderen wird ein normales Leben mit den dazugehörigen Rechten verwehrt. Das Leben in einer Familie, der Zugang zu Bildung und auch Spielmöglichkeiten sind für Kinder in Krisen besonders wichtig. Viele geflüchtete Kinder kommen auch mit posttraumatischen Belastungsstörungen und erhalten bisher in Europa keine angemessene Behandlung."
Der Runde Tisch in Palermo wurde zusammen mit einem Arbeitskreis für Kinderrechte des Europäischen Parlaments und UNICEF organisiert, und es nehmen Vertreter relevanter EU-Institutionen wie Frontex, sowie des UNHCR, der griechischen und italienischen Ministerien und anderer Kinderhilfswerke teil.
"Das Ziel dieses Zusammentreffens ist es, das Thema Kinderschutz im Kontext der Flüchtlingskrise ganz oben auf die politische Agenda der EU zu setzen“, sagt de Burca. „Herausforderungen und Risiken, die die Kinder auf der Flucht in die EU erleben, sollen identifiziert und Empfehlungen für Gesetzespakete zu Migrationsfragen erarbeitet werden. Aus Palermo soll auch ein Appell für Kinder lanciert werden, der zum Schutz der Kinderrechte in der aktuellen Krise aufruft."
World Vision erhofft sich von dem "Palermo-Appell für Kinder" dass er Eckpunkte für Rahmenrichtlinien für die EU und ihre Mitgliedstaaten bereitstellt, die ihnen helfen, den verletzlichen Kindern auf der Flucht einen vollständigen Schutz und eine gute Aufnahme in Europa zu gewährleisten.
Quelle: worldvision.de/