gfbv 200Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag vor einer Eskalation der Gewalt bei Viehdiebstählen im Südsudan und seinen Nachbarländern gewarnt. "Viehdiebstahl gibt es seit Generationen im Südsudan. Doch mit Sorge beobachten wir, dass die Überfälle brutaler werden und immer mehr Menschenleben kosten. Schuld daran ist die große Verbreitung von Kleinwaffen aufgrund des Bürgerkriegs, die wachsende Verarmung der Hirtenvölker und ländlichen Bevölkerung sowie der Mangel an staatlicher Ordnung im Südsudan", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.

Dringend müssen die Staaten Ostafrikas die Entwaffnung der Zivilbevölkerung vorantreiben, mehr ländliche Entwicklung fördern und die Polizei besser ausrüsten, um Viehdiebstähle wirksamer zu bekämpfen, forderte Delius. Jedes Jahr sterben zwischen 1.500 und 2.000 Menschen bei Viehdiebstählen im Südsudan.

Am Wochendende wurde der GfbV bekannt, dass am letzten Freitag mindestens 201 Menschen bei einem Überfall von Angehörigen des Volkes der Murle aus dem Südsudan auf zehn Dörfer von Nuern in der Provinz Gambella in Äthiopien getötet wurden. Bei dem Angriff kamen mindestens 141 Nuer - zumeist Frauen und Kinder – sowie 60 Murle zu Tode. Innerhalb des Südsudan sowie im Grenzgebiet zu Äthiopien und Kenia komme es alljährlich zu Dutzenden Viehdiebstählen mit Todesfolge. Allein der Gewalt zwischen Murle und Lou Nuern fielen 3.000 Menschen zwischen den Jahren 2009 und 2012 zum Opfer. Weihnachten 2011 mussten sogar 50.000 Personen vor den eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppen fliehen.

Die zunehmende Militarisierung des Südsudan schüre die Konflikte. Denn sie führe nicht nur zu einem Zufluss neuer Kleinwaffen, sondern lasse auch die traditionelle soziale Ordnung und das Wertesystem zusammenbrechen. So schließen sich  Jugendliche in Banden zusammen, um gemeinsam Vieh zu stehlen. Auch verarmt die ländliche Bevölkerung, da die südsudanesische Regierung vor allem in ihre Armee investiert und nicht in ländliche Entwicklung, so die GfbV.

Die eskalierende Korruption schürt auch die Verarmung in den ländlichen Gebieten. Vieh steht im Mittelpunkt der Wirtschaft der Hirtenvölker. Es dient sowohl als Sparbuch, Supermarkt als auch als Garantie für eine bessere Zukunft. Denn wenn junge Männer heiraten möchten, müssen ihre Familien den Brautpreis in Rindern entrichten. Doch dieser Brautpreis steigt stetig, dies heizt die Gewalt weiter an, berichtete die GfbV.

Auch der Klimawandel und die dadurch zunehmenden Konflikte um die Nutzung von Weiden und Wasserstellen verschärfen die Auseinandersetzungen. So müssen Hirtenvölker bei verlängerten Trockenperioden nach neuen Weideflächen suchen und geraten dabei häufig mit benachbarten ethnischen Gruppen in Streit.

Quelle: gfbv.de


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