Berlin/Bonn (epo). - Claudia Warning vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) ist neue Vorstandsvorsitzende des Verbands Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO). Auf der Mitgliederversammlung des Verbands, der rund 100 nichtstaatliche Organisationen der Entwickungszusammenarbeit vertritt, wurde sie zur Nachfolgerin von Reinhard Hermle (Misereor) gewählt, der dem VENRO-Vorstand sechs Jahre lang vorgestanden hatte.
Claudia Warning ist erst seit 15. August Mitglied des vierköpfigen Vorstands des EED. Die promovierte Geografin leitet auch das EED-Ressort Internationale Programme, in dem Entwicklungsvorhaben in über 80 Ländern weltweit gefördert werden.
Die promovierte Geografin, die in Bonn und Pune (Indien) studiert hat, ist aber bereits seit vier Jahren stellvertretende Vorsitzende von VENRO. Sie war fünfeinhalb Jahre als Mitglied des Vorstandes der Karl Kübel-Stiftung für die Entwicklungszusammenarbeit der Stiftung zuständig. In Fachpublikationen befasst sich die Entwicklungsexpertin vor allem mit den Themen Sparen, Kreditwesen sowie Umweltschutz und Ressourcenmanagement.
Nach zehn Jahren habe sich VENRO gut konsolidiert, sagte Warning. Künftig werde sich der Verband neuen Herausforderungen stellen müssen. "In den kommenden Jahren wird sich VENRO hörbar in politische Prozesse zur Stärkung der Entwicklungszusammenarbeit und der Entwicklungspolitik einmischen und dabei die Standpunkte der Nichtregierungsorganisationen deutlich machen müssen", sagte Warning. Dabei werde es entscheidend sein, die Vielfalt der Verbandsmitglieder durch Dialog und enge Zusammenarbeit zu nutzen und an deren Kernarbeitsbereiche anzuknüpfen. "Dazu möchte ich beitragen", so Warning nach ihrer Wahl.
Neben Claudia Warning wurden folgende VertreterInnen in den Vorstand gewählt, der den Verband in den kommenden zwei Jahren führen wird:
Stellvertretende Vorsitzende: Prof. Dr. h.c. Christa Randzio-Plath (Marie-Schlei-Verein e.V.), Jürgen Lieser (Caritas International), Ulrich Post (Deutsche Welthungerhilfe e.V.).
Schatzmeister: Bernd Pastors (action Medeor e.V. - Deutsches Medikamenten-Hilfswerk).
Vorstandsmitglieder: Annette Berger (Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt Landesnetzwerke in Deutschland e.V. - agl), Dr. Bernd Bornhorst (Bischöfliches Hilfswerk Misereor e. V.), Jürgen Hammelehle (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V), Elke Rusteberg (Kindernothilfe e.V.) und Ralf Tepel (Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie).
Prof. Franz Nuscheler, der Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Erich Stather, Claudia Warning und die VENRO-Geschäftsführerin Ulla Mikota verabschiedeten den bisherigen VENRO-Vorstandsvorsitzenden Reinhard Hermle und dankten ihm für sein unermüdliches Engagement. Hermle gehört zu den Gründungsvätern des Verbands, der tags zuvor sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hatte. Der Leiter der Abteilung Entwicklungspolitik von Misereor war seit 1999 Vorsitzender des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen. "Reinhard Hermle hat VENRO ein Gesicht gegeben", sagte seine Nachfolgerin nach der Amtsübergabe. Durch seine Suche nach Dialog mit den Vertretern unterschiedlicher Gruppen werde der Verband als ernst zu nehmender Akteur auf vielen verschiedenen Themenfeldern angesehen.
Auch Franz Nuscheler betonte, dass Hermle entscheidend dazu beigetragen habe, dass VENRO zu einer allseits respektierten Lobbyorganisation geworden sei. Ein entwicklungspolitischer Dachverband, der die Kräfte bündele, ohne die Identität der Mitgliedsorganisationen zu beeinträchtigen, sei eine Notwendigkeit. "Reinhard Hermle hat sich um die deutsche Entwicklungspolitik verdient gemacht", so Nuscheler.
Staatssekretär Erich Stather unterstrich, dass es Hermle gelungen sei, die Außendarstellung VENROs deutlich zu verstärken und den Verband kampagnenfähig zu machen. "VENRO hat in der Öffentlichkeit an Gewicht gewonnen", sagte Stather. Hermle habe sich vor allem durch seine Mischung aus menschlicher Wärme und klarer politischer Positionierung ausgezeichnet.
VENRO-Geschäftsführerin Ulla Mikota dankte Hermle im Namen der VENRO-Geschäftsstelle für die enge und konstruktive Zusammenarbeit der letzten sechs Jahre. Hermle sei ein Vorsitzender mit Leidenschaft gewesen, der an 365 Tagen im Jahr für die Geschäftsstelle da gewesen sei.
Das von der VENRO-Mitgliederversammlung verabschiedete Arbeitsprogramm sieht für das kommende Jahr eine Reihe von Lobbyaktivitäten, Veranstaltungen und Publikationen vor, mit denen der Verband Akzente in der Armutsbekämpfung, globalen Strukturpolitik, humanitären Hilfe, europäischen Entwicklungspolitik und der Inlandsarbeit setzen will. Dazu zählt unter anderem eine Fachtagung und eine Europäische Sommerschule zum Themenschwerpunkt "Sport und Entwicklung".
Die erfolgreiche Aktion "Deine Stimme gegen Armut" soll auch 2006 fortgeführt werden, entschied die Mitgliederversammlung. Nach dem dynamischen Aktionsjahr 2005 sollen 2006 die bestehenden Kontakte mit Herbert Grönemeyer und anderen Prominenten für die Durchführung weiterer Aktionen und die Vorbereitung auf das nächste wichtige Aktionsjahr 2007 genutzt werden.
In enger Abstimmung mit den Mitgliedsorganisationen und anderen Akteuren der NRO-Szene sollen im kommenden Jahr insbesondere die Vorbereitungen von Aktionen anlässlich des 2007 bevorstehenden G8-Gipfels in Deutschland und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft erfolgen.
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