Istanbul. - Der Humanitäre Weltgipfel, der am Dienstag in Istanbul zu Ende geht, hat Fortschritte für Menschen mit Behinderung gebracht. Die Delegationen verabschiedeten die Charta zur Inklusion in der humanitären Hilfe. 96 Akteure nahmen die Charta an, darunter Deutschland. Ein neu aufgesetztes Hilfspaket zur Finanzierung von Bildung in Krisen und Konflikten muss dagegen vorerst ohne deutsche Beiträge auskommen.
Im Rahmen einer Sondersitzung und im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon traten 96 Akteure der Charta bei, die vorsieht, die Belange von Millionen Menschen mit Behinderung, die von humanitären Krisen betroffen sind, in Zukunft vollständig zu berücksichtigen. Unterzeichnet haben unter anderen Staaten wie Deutschland, Großbritannien, Australien, Finnland und Luxemburg, außerdem zahlreiche Hilfs- und Menschrechtsorganisationen. Auch die Führungskräfte von Organen der Vereinten Nationen, ein Repräsentant der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sowie Vertreter von Organisationen von Menschen mit Behinderung unterschrieben die Charta.
"Wir freuen uns, dass Deutschland zu den Erstunterzeichnern dieser Charta gehört!", erklärte Susanne Wesemann, Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland. "Wie die anderen Unterzeichnenden hat sich auch die deutsche Regierung damit verpflichtet, eine große Ungerechtigkeit zu beenden, dass nämlich die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung bisher in Krisensituationen weitgehend ignoriert werden. Wir werden uns nun auf nationaler und internationaler Ebene dafür einsetzen, dass die Inhalte dieser Charta Realität werden."
Ein beim Humanitären Weltgipfel in Istanbul neu aufgesetztes Hilfspaket zur Finanzierung von Bildung in Krisen und Konflikten muss vorerst ohne deutsche Beiträge auskommen: Die Bundesregierung habe für den Fonds "Education Cannot Wait – Bildung kann nicht warten", der im Kontext humanitärer Hilfe die finanzielle Basis der Bildungsförderung stärken soll, keine Mittel zugesagt, kritisierte die Globale Bildungskampagne.
"Die Bundesregierung hat die Chance verpasst, ihr Bekenntnis zu Bildungsförderung als Schwerpunkt ihrer humanitären Hilfe mit Taten zu untermauern", sagte Jan-Thilo Klimisch, Sprecher der Globalen Bildungskampagne. "Jedem Kind eine Chance auf Bildung zu geben, wäre eine wichtige und zentrale Antwort auf die globale Flüchtlingskrise. Nach wie vor können 75 Millionen Kinder weltweit aufgrund von Krisen, Konflikten oder Flucht nicht zur Schule gehen – oft über Jahre hinweg. Dieser Zustand ist unhaltbar. Bildung ist ein Menschenrecht – egal wo Kinder aufwachsen. Deutschland tut zu wenig, um dieses Recht zu gewährleisten. Die Bundesregierung sollte ein klares Signal zur Mitfinanzierung des neuen Fonds senden und 'Education Cannot Wait' mit einer Anschubfinanzierung von mindestens 50 Millionen Euro unterstützen."
Quellen: www.handicap-international.de | www.bildungskampagne.org