Aachen. - Die Überproduktion und der Preisverfall auf dem europäischen Milchmarkt bedroht die Existenz von immer mehr Bäuerinnen und Bauern. Doch auch für viele Produzenten in Westafrika ist das Überangebot gefährlich, weil sie mit Billig-Importen insbesondere von Milchpulver aus der EU nicht konkurrieren können. Vor diesem Hintergrund reisen Milcherzeuger des European Milk Board und Vertreter von MISEREOR und Germanwatch am Mittwoch nach Burkina Faso, um gemeinsam mit afrikanischen Milchproduzenten an Lösungen für die problematische Situation zu arbeiten.

Die Organisation PASMEP, eine Initiative zur Unterstützung von Milchviehhirten in Burkina Faso, will mit ihren Gästen vor Ort neben Molkereien und Höfen auch Ministerien besuchen sowie einen Workshop abhalten. Themen der Veranstaltungen werden die europäische Politik und deren Auswirkungen auf Burkina Faso sowie die technische Zusammenarbeit sein.

Im intensiven Dialog wollen europäische und burkinische Bäuerinnen und Bauern die Möglichkeiten diskutieren, die zu einer Bewältigung der Situation beitragen können. Klar ist nach Ansicht aller beteiligten Organisationen, dass der Überproduktion in Europa und der kaum gehemmten Einfuhr nach Westafrika Einhalt geboten werden muss. Dies wird nicht ohne passende politische Rahmenbedingungen geschehen können. Dazu sind sowohl europäische als auch westafrikanische Politiker gefragt. Denn der einzelne Bauer, die einzelne Bäuerin oder auch Bauernorganisationen können das internationale Problem allein nicht lösen.

Gesucht wird eine faire Lösung für europäische und afrikanische Landwirte. Die EU, der Bund und die Länder müssten mit finanziellen Anreizen eine Begrenzung der Milchmenge fördern, so MISEREOR. Gleichzeitig dürfe es keine Exportregelungen geben, die nicht mit den Interessen der westafrikanischen Bauern abgestimmt sind. Notwendig sei gleichzeitig eine Weiterentwicklung der kurzfristigen Maßnahmen hin zu einer europäischen Krisenprävention sowie eine veränderte Strategie, die statt auf weiteren Export auf eine Steigerung der Qualität setzt.

Dass die Begegnung mit den Kollegen vom jeweils anderen Kontinent für beide Seiten einen großen Zuwachs an Wissen und Verständnis bringt, hatte sich schon 2014 bei einem Besuch afrikanischer Bauern in Deutschland gezeigt. Dabei waren Erzeuger aus Burkina Faso zu Höfen in die Eifel und ins Allgäu gereist und hatten sich ein Bild von der hiesigen Situation und Produktion gemacht. Die Erkenntnis war deutlich: Ob afrikanischer oder europäischer Produzent - in vielerlei Hinsicht stehen Milchbauern beider Kontinente vor ähnlichen Problemen. Nach Ansicht der genannten Organisationen macht es daher Sinn, auch künftig gemeinsam, anstatt gegeneinander, zu arbeiten.

Quelle: www.misereor.de