handicapMünchen. - Ein neuer, am Montag veröffentlichter Bericht von Handicap International zeigt die fatalen Auswirkungen des Einsatzes von explosiven Waffen auf die syrische Bevölkerung. Mehr als die Hälfte von 25.000 Befragten wiesen Verletzungen durch diese Waffen auf, 80 Prozent der Menschen waren traumatisiert. Die Hilfsorganisation forderte die Konfliktparteien dringend dazu auf, den Einsatz von explosiven Waffen in bevölkerten Gebieten zu stoppen. Außerdem müsse humanitären Organisationen der Zugang zu blockierten Gebieten gewährt werden.

Der Bericht "Syrien - eine verstümmelte Zukunft" beruht auf einer Analyse der Situation von rund 25.000 Menschen im Zeitraum zwischen Juni 2013 und Dezember 2015. Dabei handelt es sich um von Handicap International versorgte Binnenvertriebene und nach Jordanien, Libanon und Irak geflohene Menschen.

Der Bericht offenbart die verheerenden Folgen des Einsatzes von explosiven Waffen in bevölkerten Gebieten:

  • 53 Prozent der Befragten wiesen Verletzungen durch Waffen dieser Art auf
  • 89 Prozent der Menschen, die durch explosive Waffen verletzt wurden, tragen eine vorübergehende oder dauerhafte Behinderung davon
  • 80 Prozent von ihnen wiesen Anzeichen für hohe psychische Belastung auf. 66% können aufgrund von Ängsten, Stress oder körperlicher und geistiger Erschöpfung keine grundlegenden Alltagsaktivitäten mehr ausüben

Allein 47 Prozent der für den Bericht gezählten verletzten Menschen erlitten einfache oder komplexe Frakturen und 15 Prozent mussten gar amputiert werden. Der mangelnde Zugang zu Versorgung verschlimmere die Auswirkungen explosiver Waffen auf die Verwundeten noch weiter, so Handicap. In Syrien sei das Gesundheitssystem längst zusammengebrochen, die Gesundheitssysteme der Nachbarländer seien wegen der hohen Zahl an verwundeten Flüchtlingen überlastet. Das führe zu vermeidbaren Spätfolgen mit lebenslangen Beeinträchtigungen, Amputationen, Deformierungen der betroffenen Gliedmaßen, Behinderung oder gar zum Tod.

Da alle Konfliktparteien massiv auf den Einsatz dieser Waffen zurückgreifen, sind die Folgen für die Zivilbevölkerung gravierend. "Explosive Waffen haben eine verheerende Explosions- oder Splitterwirkung. Dadurch verursachen sie fast immer komplexe Verletzungen oder töten ihre Opfer direkt. Ihre weitläufige Verwendung, gepaart mit dem Mangel an medizinischer Versorgung und angemessener psychologischer Unterstützung in Syrien, hat dramatische Folgen für das Leben der Menschen. Mit mehr als einer Million Verletzten in Syrien wird eine ganze Generation unter den Langzeitfolgen dieser Waffen zu leiden haben", erklärte Eva Maria Fischer, Kampagnensprecherin von Handicap International Deutschland.

Handicap International rief alle Staaten dazu auf, sich in einer politischen Erklärung zu verpflichten, das Leid der Zivilbevölkerung anzuerkennen und den Einsatz von explosiven Waffen in bevölkerten Gebieten zu beenden. Zu diesem Zweck erarbeitet Handicap International als Teil der Koalition INEW (International Network On Explosive Weapons) eine gemeinsame Erklärung zur Zeichnung.

=> Bericht "Syrien - eine verstümmelte Zukunft"

Quelle: www.handicap-international.de 


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