Würzburg. - Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe hat ihr Büro in Juba am Dienstag geschlossen. Die neu aufgeflammten Kämpfe in Südsudan machten eine weitere Arbeit unmöglich. "Die Sicherheit der Mitarbeiter steht im Vordergrund", teilte die Hilfsorganisation in Würzburg mit.
Vor sechs Wochen war Schwester Veronika Racková, medizinische Leiterin eines von der DAHW unterstützten Hospitals, erschossen worden. Mit fünf Mitarbeitern im Büro Juba koordiniert die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe die landesweite Lepra-Arbeit – zumindest dort, wo es möglich ist. Fehlende Infrastruktur und fast 30 Jahre Krieg, seit die DAHW 1973 ihre Arbeit begonnen hat, hätten eine flächendeckende Versorgung schon immer erschwert, so die DAHW.
Als Folge davon gibt es nach Schätzungen der Experten jedes Jahr ca. 2.000 Menschen, die neu an Lepra erkranken. Nur ein Drittel davon hat überhaupt die Möglichkeit, eine Diagnose und die darauf aufbauende Therapie zu bekommen. Um dies allen betroffenen Menschen zu ermöglichen, unterstützt die DAHW mit ihren Mitarbeitern die Arbeit in sieben Hilfsprojekten im ganzen Land.
Bislang lief diese Arbeit zwar oft eingeschränkt, aber fast ohne Unterbrechung trotz aller Bürgerkriege weiter. Lediglich im Januar 2014 musste die DAHW ihre Mitarbeiter schon einmal in Sicherheit bringen. "Es ist zu gefährlich für das Team, zum Büro oder gar über Land in die Projekte zu fahren", sagte Barbara Batesaki. Als Büroleiterin der DAHW in Uganda ist sie auch für die Arbeit in Südsudan verantwortlich: "Noch geht es allen Mitarbeitern gut, das soll so bleiben. Daher haben wir ihnen empfohlen, Zuhause zu bleiben, das ist derzeit der wohl sicherste Ort in Südsudan."
Ausgerechnet am fünften Jahrestag der Unabhängigkeit wurden die Kämpfe des jüngsten Bürgerkriegs Südsudans so heftig wie noch nie. An diesem Tag wollten Präsident Kiir und sein Stellvertreter Machar eigentlich ihren Friedensschluss verkünden und den seit drei Jahren andauernden Krieg um die Vorherrschaft in dem jungen und armen Land beenden. Als Auslöser des neuen Bürgerkriegs gilt die Entlassung von Vizepräsident Machar.
Roland Müller, DAHW-Experte für Ostafrika, sieht allerdings weniger die politischen Motive als Kriegsgründe: "Machar gehört dem Volk der Nuer an, Kiir dem der Dinka. Schon seit Jahrhunderten gab es zwischen diesen Völkern Kriege um Weide- und Ackerland. In den Kriegen zur Unabhängigkeit hatten sie ein Zweckbündnis geschmiedet, das mit dem Erreichen dieses Ziels auseinandergefallen ist. Und heute, da es in Südsudan viel Öl zu fördern gibt, geben sich Waffenhändler die Klinken in die Hand, schüren alte Konflikte neu und hoffen auf die künftigen Öl-Konzessionen."
Die DAHW fordert schnelle friedensschaffende Maßnahmen von der internationalen Staatengemeinschaft für Südsudan. "Viele Menschen dort werden in den kommenden Monaten verhungern oder in den kommenden Jahren an eigentlich einfach zu behandelnden Krankheiten sterben, wenn die reichen Länder weiter wegschauen."
Caritas international hat 100.000 Euro Soforthilfe für die Versorgung der notleidenden Bevölkerung bereitgestellt. "Mit der ausgerufenen Waffenruhe hat sich die Situation zwar kurzfristig etwas beruhigt, doch die Zahl der Menschen, die aus Angst vor weiteren Kämpfen ihre Häuser verlassen haben, ist unterdessen noch einmal gestiegen. Unsere Partner vor Ort sprechen bereits von einem Exodus", sagte Oliver Müller, der Leiter von Caritas international. Die Situation der Vertriebenen sei dramatisch, die Verunsicherung nach mehreren Tagen schwerster Kämpfe immens.
Quelle: www.dahw.de | www.caritas-international.de