aerzte ohne grenzenBerlin. - Das Rettungsschiff Dignity I von Ärzte ohne Grenzen ist im Mittelmeer an der Rettung von 3.000 Menschen beteiligt gewesen. Das hat die Hilfsorganisation am Dienstag in Berlin berichtet. Derzeit versuchten extrem viele Flüchtende das Mittelmeer zu überqueren. Um weitere Todesfälle zu verhindern, fordert Ärzte ohne Grenzen von der Europäischen Union sichere und legale Fluchtwege für diese Menschen, die in Europa Schutz und Sicherheit suchen.

"Das war einer der größten Rettungseinsätze, die wir seit Beginn unserer Aktivitäten auf dem Mittelmeer vor mehr als einem Jahr hatten", sagte Nicholas Papachrysostomou, Koordinator auf der Dignity I. Die 3.000 Geretteten trieben nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen in rund 20 Gummibooten und mehreren Holzbooten im zentralen Mittelmeer. In einem der Holzboote saßen 600 bis 700 Menschen. Die Dignity I kann bis zu 400 Menschen aufnehmen. Angesichts der Notlage nahm sie am Montag jedoch 435 Männer, Frauen und Kinder an Bord. Zusätzlich verteilte das Team rund 700 Rettungswesten und half mit einem Beiboot dabei, so viele Menschen wie möglich auf anderen Such- und Rettungsschiffen unterzubringen.

Das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen behandelte Menschen wegen Erschöpfung, blutigem Durchfall, Fieber, Unterkühlung und Hauterkrankungen. Von den 435 Menschen, die die Dignity I an Bord nahm, seien 353 männlich und 82 weiblich. 13 seien Kinder unter fünf Jahren und 110 Minderjährige, 92 von ihnen unbegleitet.

"Unter den Geretteten sind auch Zwillinge, die erst fünf Tage alt sind", sagte Antonia Zemp, medizinische Teamleiterin von Ärzte ohne Grenzen. "Ihre Mutter war allein unterwegs. Einem der Jungen ging es nicht gut. Er übergab sich, war unterkühlt und reagierte kaum noch. Sein Gesundheitszustand war so schlecht, dass er die lange Schifffahrt nach Italien nicht überlebt hätte. Wir brachten die Zwillinge und ihre Mutter daher auf ein anderes Schiff, welches sie schneller an Land bringen konnte."

Derzeit ist die Dignity I auf dem Weg nach Vibo Valentia (Italien), um die 435 Menschen an Bord sicher in den Hafen zu bringen. Das Schiff wird danach so rasch wie möglich wieder in See stechen, um die Such- und Rettungsaktivitäten weiterzuführen.

"Insgesamt wurden gestern nach Information der Küstenwache fast 6.500 Menschen gerettet, die ihr Leben bei der Überquerung des rauen Mittelmeers riskierten. Unterschiedliche Akteure waren an insgesamt 40 Rettungseinsätzen beteiligt", sagte Papachrysostomou. "Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind in diesem Jahr bereits mehr als 3.100 Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers gestorben. Die EU reagiert nicht angemessen auf die dringenden humanitären und Schutzbedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten. Die EU muss sichere Alternativen zur Flucht über das Meer schaffen."

Seit dem Beginn der Such- und Rettungseinsätze am 21. April 2016 haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Rettungsschiffe Dignity I, Bourbon Argos und Aquarius (in Partnerschaft mit SOS Méditerranée) bei 85 Rettungseinsätzen 11.365 Menschen gerettet.

Quelle: www.aerzte-ohne-grenzen.de 


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