gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den Behörden Äthiopiens vorgeworfen, die Zahl der Todesopfer zu verschleiern, die bei der Niederschlagung von Protesten beim Erntedankfest der Oromo am Sonntag ums Leben kamen. "Die von der Regionalregierung Oromias genannte Zahl von 52 Todesopfern ist nicht glaubwürdig, da Augenzeugen über deutlich mehr Todesfälle berichteten", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Das Blutbad müsse von unabhängigen internationalen Experten untersucht werden, um das wahre Ausmaß und die Verantwortung für den gewaltsamen Tod zu klären, forderte Delius. Augenzeugen gehen laut GfbV von bis zu 300 Toten aus.

Die Menschenorganisation wies darauf hin, dass niemals von den Behörden glaubwürdige Opferzahlen vorgelegt worden seien, seit im November 2015 die öffentlichen Proteste der Oromo begannen. Regelmäßig sei die tatsächliche Zahl der Getöteten fünf- bis zehnmal so hoch, wie von offiziellen äthiopischen Stellen eingeräumt wurde.

So kamen nach offiziellen Angaben fünf Menschen Mitte Dezember 2015 bei Demonstrationen zu Tode. Tatsächlich seien damals jedoch mindestens 75 Oromo gestorben, erklärte die GfbV. Nach Informationen der Behörden sollen zwischen dem 5. und 7. August 2016 sieben Demonstranten getötet worden sein, in Wahrheit hätten aber mindestens 104 Oromo und Amhara ihr Leben verloren. "Die Menschen in Äthiopien haben jedes Vertrauen in Erklärungen ihrer Behörden verloren. Nur unabhängige internationale Experten können die wahren Umstände und Folgen des exzessiven Einsatzes von Gewalt durch Sicherheitskräfte klären", sagte Delius.

Leider deute wenig darauf hin, dass die Behörden die Verantwortlichen für die dramatische Eskalation der Lage bei dem von mehr als zwei Millionen Menschen besuchten Fest juristisch zur Rechenschaft ziehen werden, erklärte die GfbV. Stattdessen solle den Oromo der Prozess gemacht werden, die die Teilnehmer des Fests dazu verleitet hätten, in Sprechchören Gerechtigkeit zu fordern.

"So macht man die Opfer zu Tätern, statt den unverantwortlichen Abwurf von Tränengas-Granaten auf die dicht gedrängt stehende Menschenmenge zu klären. Wer so einen Einsatz anordnet, nimmt bewusst den Tod von hunderten Menschen in Kauf, um Demonstranten mundtot zu machen", kritisierte Delius. Auch das von den Behörden eingeräumte Abfeuern von Warnschüssen sei unverantwortlich gewesen, da es eine Massenpanik ausgelöst habe, bei der viele Menschen zu Boden gefallen und niedergetrampelt worden seien.

Videoaufnahmen und Aussagen von Augenzeugen deuten laut GfbV darauf hin, dass das Tränengas aus einem von der äthiopischen Armee genutzten Bell 205 - Hubschrauber aus US-amerikanischer Fertigung abgeworfen wurde. In der nahe gelegenen Stadt Debre Zeyit befinde sich eine Luftwaffenbasis.

Quelle: www.gfbv.de 


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