Berlin. - Ganz im Zeichen des sich weiter verschärfenden Syrien-Konflikts ist Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Dienstagnachmittag zu einer viertägigen Reise nach Jordanien, in den Libanon und in die Türkei aufgebrochen. In den drei Ländern sind rund fünf Millionen syrische Flüchtlinge offiziell registriert, mehr als die Hälfte davon sind Kinder.
"Deutschland unterstützt die Aufnahmeländer rund um Syrien so stark wie nie zuvor", sagte Entwicklungsminister Müller. "Das BMZ hat seine Mittel im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht und konnte damit gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort ganz konkrete Verbesserungen für die Menschen erreichen. So können über eine Million Kinder und Jugendliche in der Krisenregion mit deutscher Hilfe zur Schule gehen oder bekommen eine Ausbildung.
Außerdem sei es gelungen, mit einer Beschäftigungsoffensive innerhalb eines halben Jahres 34.000 Jobs zu schaffen, zuletzt 8.000 Stellen für syrische Lehrer in der Türkei, so Müller. "Bis zum Jahresende werden wir 50.000 Arbeitsplätze geschaffen haben, durch die rund 250.000 Familienangehörige besser leben können. Unsere Arbeit zeigt: Vor Ort können wir mit einem Euro ein Vielfaches an Wirkung erzielen. In einer solch langanhaltenden Notsituation geben Schule für Kinder, Ausbildung für Jugendliche und Beschäftigung für die Eltern den Flüchtlingen und denen, die sie aufnehmen, Hoffnung und Perspektive."
Das Entwicklungsministerium (BMZ) stellt für die Beschäftigungsoffensive nach eigenen Angaben bis zum Jahresende 200 Millionen Euro bereit. Damit würden zehn Beschäftigungsprogramme, sogenannte Cash-for-work-Vorhaben, gestartet, Lehrer eingestellt, Straßen und Häuser repariert oder die Abfallentsorgung in völlig überlasteten Gemeinden unterstützt.
Im extrem wasserarmen Jordanien werde die Versorgung von 1,2 Millionen Menschen mit Wasser sichergestellt, unter anderem durch den Bau einer Wasserpipeline, teilte das BMZ mit. Im Nordirak seien ein Krankenhaus und ein Gesundheitszentrum zur Versorgung von 500.000 Menschen gebaut worden. In der Stadt Tikrit hätten 130.000 Menschen in ihre wieder aufgebauten Häuser zurückkehren können.
Um eine erneute Kürzung der Lebensmittelrationen in Libanon zu verhindern, hat das BMZ seine Mittel für das Welternährungsprogramm aufgestockt. So können rund 650.000 syrische Familien und 27.000 libanesische Familien bis Jahresende mit Nahrungsmitteln versorgt werden. "Angesichts des nahenden Winters müssen auch die anderen Staaten ihren Zusagen vollständig nachkommen und ihre Hilfen jetzt ganz konkret umsetzen", sagte Müller. "Wieder einmal warnen die UN-Organisationen davor, dass ihre Hilfsaufrufe für Syrien bislang nicht einmal zur Hälfte gedeckt sind. Diese jährlichen Hilfeschreie vor Wintereinbruch sind jämmerlich und müssen der internationalen Gemeinschaft in den Ohren klingen. Wenn wir es nicht schaffen, die Aufnahmeländer um Syrien tatkräftig zu unterstützen und den Menschen dort Perspektiven zu geben, werden sich viele verzweifelt erneut auf die lebensgefährliche Flucht begeben."
Die Mehrzahl der Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien lebt nicht in Camps, sondern in Dörfern und Kleinstädten. Im fünften Jahr der Krise seien viele Kommunen an der Grenze der Belastbarkeit, erklärte das BMZ. Deutschland unterstütze die aufnehmenden Gemeinden deshalb mit der nötigen Infrastruktur, bei der Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, der Abfallentsorgung, aber vor allem im Bereich Schule und Ausbildung, denn mehr als die Hälfte der syrischen Flüchtlinge seien Kinder im Schulalter. Deutschland habe für die Krisenregion in den vergangenen vier Jahren rund 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
Quelle: www.bmz.de