gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer neuen Welle der Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik nach der offiziellen Beendigung der französischen Militäroperation Sangaris am Montag. "Am vergangenen Wochenende hat es bereits blutige Auseinandersetzungen gegeben, bei denen mindestens 36 Menschen getötet wurden", berichtete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.

"Nun wird deutlich, dass es ein schwerer Fehler der französischen Truppen war, die zahllosen Milizen im Land nicht zu entwaffnen", sagte Delius. "Die im Land bleibende UN-Friedensmission MINUSCA wirkt angesichts der massiven Gewalt und Feindschaft zwischen schwerbewaffneten Milizen vollkommen überfordert. Dringend muss ihre Effektivität verbessert werden. Nur so kann verhindert werden, dass das Land zur Beute machthungriger Milizen wird."

Die Operation Sangaris hatte im Dezember 2013 begonnen und sollte einen Völkermord in der Zentralafrikanischen Republik verhindern. Schon am 24. Oktober hatten weite Teile der Zivilgesellschaft in Bangui zu einem Protesttag aufgerufen, um den Abzug der MINUSCA zu fordern, der sie Untätigkeit und Passivität vorwerfen.

Am Sonntagabend waren laut GfbV mindestens zehn Menschen bei Schießereien zwischen drei Milizen in dem von Muslimen bewohnten Stadtviertel PK5 am Rand der Hauptstadt Bangui getötet worden. Zuvor war es seit Donnerstagabend vergangener Woche in der Region von Bambari im Zentrum des Landes zu massiven Übergriffen von Milizen auf die Polizei gekommen, bei denen sechs Polizisten und vier unbeteiligte Bürger getötet wurden. Auch humanitäre Helfer wurden von Milizionären angegriffen, dabei kam ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation ums Leben.

Bei weiteren Auseinandersetzungen zwischen Milizionären kamen in den Dörfern Belima und Mbriki in der Nähe von Bambari mindestens 15 Zivilisten zu Tode, berichtete die GfbV. So starben außerhalb der Hauptstadt in den vergangenen drei Tagen mindestens 26 Menschen bei Auseinandersetzungen, die von Milizen ausgelöst wurden. In der Stadt Kaga Bandero im Norden des Landes mussten Hilfsorganisationen sogar ihre Arbeit einstellen. Bewaffnete Banden Krimineller und Milizen hatten die Stadt seit September 2016 mehr als ein Dutzend Mal angegriffen.

"Leider ist das Land heute nicht wesentlich sicherer als zu Beginn der Operation Sangaris. Zwar konnte damals ein Genozid verhindert werden, doch der Vertreibung der muslimischen Minderheit aus der Zentralafrikanischen Republik haben auch die französischen Soldaten tatenlos zugesehen", kritisierte Delius. "Die französischen Soldaten haben nur dafür gesorgt, dass die schon begonnene Vertreibung nicht mit weiteren Pogromen einherging. Nachhaltige Sicherheit haben sie nicht geschaffen, wie die neue Gewalteskalation auf dramatische Weise zeigt."

Quelle: www.gfbv.de 


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