Hamburg. - Damit auch die Landwirtschaft einen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele leistet und das Artensterben gestoppt wird, müssen die Deutschen bis zum Jahr 2050 ihren Fleischkonsum um 50 Prozent senken. Pestizide sollten von den Äckern verbannt und die Mineraldüngung deutlich reduziert werden. Wie diese Agrarwende gelingen kann, beschreibt Greenpeace in seinem neuen "Kursbuch Agrarwende 2050 – Ökologisierte Landwirtschaft in Deutschland".
Das Szenario wurde errechnet vom Forschungsinstitut für ökologische Landwirtschaft (FIBL). "Die heutige Landwirtschaft ist auf billige Massenproduktion ausgelegt und hat mit Umwelt- und Klimaschutz nichts zu tun. Der Agrarsektor muss endlich auch seinen Beitrag dazu leisten, dass Deutschland seine Klimaziele erreichen kann", sagte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter. "Nun ist Landwirtschaftsminister Schmidt in der Pflicht, den nötigen Rahmen dafür zu schaffen."
Die industrielle Landwirtschaft in Deutschland, so Greenpeace, verursacht eine Vielzahl massiver Umweltprobleme: Überdüngung verunreinigt Böden und Gewässer mit zu viel Nitrat und Phosphat, Pestizideinsatz verstärkt das Artensterben, Großställe erzeugen gesundheitsschädliche Ammoniak- und klimaschädliche Treibhausgase. Der Umbau des Agrarsektors könne aber gelingen, wie die Studie beweise. Trotz geringerer Erträge könne die Bevölkerung dann auf eine gesündere Art gut ernährt werden.
Während die Fleischproduktion und der Fleischkonsum um 50 Prozent zurückgehen müssen, soll sich dem Szenario zufolge auch die Lebensmittelverschwendung bis 2050 halbiert haben. Gleichzeitig erhöhe sich der Anbau von Obst und Gemüse in Deutschland nach umweltverträglichen Standards, das heißt ohne Pestizide und mit weniger Düngung. Das FIBL geht davon aus, dass bis zum Jahr 2050 etwa 30 Prozent der Agrarflächen nach den Richtlinien des Ökolandbaus bewirtschaftet werden, die restlichen 70 Prozent konventionell, aber dann umweltverträglich.
Erste Maßnahmen für mehr Klima- und Umweltschutz müsste Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sofort umsetzen, so Greenpeace. Dazu gehöre eine neue Düngeregelung mit längeren Sperrzeiten, besserer Ausbringungstechnik und schärferen Kontrollen sowie ein Verbot für bienengefährliche Pestizide. Greenpeace fordert darüber hinaus eine verbindliche Haltungskennzeichnung bei Fleisch und Wurstwaren. Sie kann den Verbrauchern mehr Orientierungshilfe beim Einkauf geben. "Die Menschen müssen bei der Agrarwende mitmachen und bereit sein, für bessere Lebensmittel auch mehr zu bezahlen", sagte Hofstetter. "Doch die höhere Wertschätzung zahlt sich für Umwelt und Gesundheit doppelt wieder aus."
=> Studie: http://gpurl.de/TjAQf
Quelle: www.greenpeace.de