Bonn. - Überlange Arbeitszeiten, fehlende soziale Sicherungen, fehlende Arbeitsverträge - Missstände wie diese treten in der gesamten Textilproduktion in vielen verschiedenen Ländern auf. Anknüpfend an die Fallstudien aus den Jahren 2015 und 2016 hat das SÜDWIND Institut am Dienstag eine Studie zu den Arbeitsbedingungen in den Textilbetrieben der indischen "Seidenstadt" Surat vorgelegt. Die Studie zeigt, dass die meisten Arbeitsverhältnisse auch dort informell, ungeschützt und schlecht entlohnt sind. Die Löhne der Befragten reichen bei weitem nicht für ein menschenwürdiges Leben aus.
Grundlage der Studie "Informell und ungeschützt" ist eine qualitative Befragung von 50 Beschäftigten aus 48 Textilbetrieben Surats. In allen untersuchten Betrieben arbeitet zumindest ein Teil der Beschäftigten ohne Verträge, ohne Zugang zu sozialen Sicherungssystemen und zu Löhnen unterhalb eines existenzsichernden Niveaus. Viele Beschäftigte arbeiten zwölf Stunden täglich - und erreichen doch kaum den gesetzlichen Mindestlohn. "In kaum einem Betrieb gibt es eine gewerkschaftliche Interessenvertretung", erläuterte Sabine Ferenschild, die Autorin der Studie. "Dies ist einer der zentralen Gründe dafür, dass sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern. Mit einer unabhängigen Gewerkschaft im Betrieb sind die Chancen für die Einhaltung der Arbeitsgesetze und damit für bessere Arbeitsbedingungen größer."
Die Studie schließt mit klaren Empfehlungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Diese sind sowohl an den indischen Staat gerichtet, der den Rechtsschutz für Beschäftigte auch in kleinen Betrieben verbessern und nationale Arbeitsgesetze besser umsetzen muss. Sie richten sich aber auch an das deutsche Textilbündnis, das den Anspruch hat, die Arbeitsbedingungen entlang der gesamten textilen Kette zu verbessern.
=> Südwind Studie - Informell und Ungeschützt
Quelle: suedwind-institut.de