?oGBerlin/Port au Prince (epo). - Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat angesichts der zunehmenden Gewalt in Haiti die bewaffneten Gruppen aufgefordert, die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu garantieren und Verwundeten sofortigen Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Darüber hinaus müsse die Sicherheit der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gewährleistet werden. Die gewalttätigen Konflikte hatten sich in den vergangenen Wochen in der Hauptstadt Port au Prince ausgeweitet.

In den Krankenhäusern, die von Ärzte ohne Grenzen unterstützt werden, ist die Zahl der Patienten mit Schussverletzungen und Stichwunden in den vergangenen Wochen stark angestiegen. Im Dezember 2005 behandelten die Mitarbeiter in Haitis Hauptstadt mehr als 220 bei Schusswechseln verletzte Menschen. Im Monat zuvor waren es noch 147 gewesen. Die Hälfte der Behandelten waren Frauen, Kinder oder ältere Menschen.

"Die Einwohner von Port au Prince leben in permanenter Angst", sagte Ali Besnaci, Projektverantwortlicher in Haitis Hauptstadt. Die Patienten von Ärzte ohne Grenzen kämen aus verschiedensten Bezirken der Stadt. Viele Verletzte erreichten die Krankenhäuser jedoch gar nicht erst. "Sie sind entweder zu verängstigt, um zu uns zu kommen oder es wird ihnen schlicht nicht erlaubt", so Besnaci. "Das ist völlig inakzeptabel."

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hatte im Dezember 2004 ein
Operations- und Behandlungszentrum in Port au Prince eröffnet. Seitdem wurden im St. Joseph's Krankenhaus rund 2.500 Patienten wegen Gewaltverletzungen behandelt. Mehr als 1.500 Menschen kamen nach Angaben der Organisation mit Schussverletzungen, etwa 500 mit Stichwunden.

Seit August 2005 betreibt die Organisation zwei weitere Einrichtungen in dem stark von Gewalt betroffenen Unruheviertel Cit? Soleil in Haitis Hauptstadt. Im Choscal Krankenhaus und im Chapi Gesundheitszentrum wurden allein in den ersten drei Monaten nach Eröffnung rund 12.000 Konsultationen und 800 Noteingriffe durchgeführt. Ärzte ohne Grenzen hatte bereits im vergangenen Jahr mehrfach auf die verzweifelte Situation der Einwohner von Port au Prince aufmerksam gemacht.

 Ärzte ohne Grenzen