svr logoBerlin. - Flüchtlingen sind echte soziale Kontakte zur Bevölkerung in Deutschland wichtig. Sie wünschen sich ein intaktes Sozialleben und stabile persönliche Beziehungen. Das zeigen erste Ergebnisse einer gemeinsamen Studie des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) und der Robert Bosch Stiftung. Das Besondere der Befragung: die Flüchtlinge können zu Beginn der qualitativen Interviews von sich aus Themen ansprechen, die ihnen wichtig sind. Häufig genannt wird der Wunsch, Deutsch zu lernen und Arbeit zu finden. Als belastend erleben die Flüchtlinge Hürden beim Familiennachzug.

Welche Themen sprechen Flüchtlinge von sich aus an, wenn sie gefragt werden, wie es ihnen in Deutschland bisher ergangen ist? Wie ist die Lebenssituation von Asylsuchenden, die noch keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben? Eine umfassende Studie des SVR-Forschungsbereichs und der Robert Bosch Stiftung untersucht derzeit die Lebenslagen von Flüchtlingen und rückt damit deren Perspektive in den Mittelpunkt. Bislang wurden erste Ergebnisse aus dem offenen Interviewteil der Gespräche mit Asylsuchenden ausgewertet, in denen sie Themen ansprechen können, die ihnen wichtig sind. Dieser offene Interviewteil ist eines der Alleinstellungsmerkmale der Untersuchung.

Die ersten Ergebnisse zeigen: Der Wunsch nach echten sozialen Kontakten ist stark ausgeprägt. "So dankbar die Flüchtlinge für die Unterstützung durch Sozialarbeiter und Ehrenamtliche sind, so wenig können unterstützende Kontakte echte Freundschaften ersetzen", sagte Cornelia Schu, Direktorin des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. "Die Flüchtlinge wünschen sich, dass sich echte und stabile persönliche Beziehungen entwickeln."

Der Wunsch der Asylsuchenden nach privaten Kontakten stehe aber naturgemäß in einem gewissen Spannungsverhältnis zu der professionellen Distanz, die hauptamtliche Betreuer und auch ehrenamtliche Helfer wahren müssen. Dies sei ein Aspekt, der bislang unterschätzt werde. Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, sieht hier eine Aufgabe für die Zivilgesellschaft: "Der Beitrag, den die vielen Ehrenamtlichen leisten, die Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite stehen, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Einladung zum gemeinsamen Sport oder zum Singen im Chor, zur Mitarbeit in einer Nachbarschaftsinitiative ebenfalls ein wichtiges Signal an die Neuankömmlinge sendet, dass ihre Mitwirkung willkommen ist – der erste Schritt zum gegenseitigen persönlichen Kennenlernen."

Weitere Themen, die Flüchtlinge häufig von sich aus ansprechen, sind der Studie zufolge der Wunsch, Deutsch zu lernen und Arbeit zu finden. Nahezu alle befragten Flüchtlinge wollen sehr gerne arbeiten oder sich weiter qualifizieren. Als sehr belastend wird die Trennung von Familienmitgliedern empfunden, die im Heimat- oder einem Transferland zurückgeblieben sind, und die Einschränkung des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte.

Ein weiterer belastender Faktor ist die Ungewissheit über den Ausgang des Asylverfahrens. Hierzu kommt das Gefühl, zu wenig und zu wenig verständliche Informationen über den Stand des Asylverfahrens oder andere Anliegen (wie z. B. Verbesserung der Wohnsituation) zu erhalten. Dies zeige, welche wichtige Rolle Dolmetscher bzw. ehrenamtliche Sprachmittler spielen.

Nach SVR-Angaben wurden 21 Interviews mit Flüchtlingen unterschiedlicher Herkunftsländer ausgewertet; das entspreche etwa einem Drittel der Interviews, die für die Studie geführt werden. Ziel des Forschungsprojektes ist eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung der aktuellen Lebenslage von Flüchtlingen in Deutschland aus der Perspektive der Betroffenen selbst. Die Befragung gibt Aufschluss darüber, welche Bedarfe und Erwartungen die Betroffenen haben, welche Fähigkeiten sie mitbringen und wie sie ihre aktuelle Lebenslage wahrnehmen.

Der Fokus der Studie liegt auf Personen mit unsicherem Aufenthaltsstatus in einem frühen Stadium ihres Aufenthalts in Deutschland. Aus den Erkenntnissen sollen Handlungsempfehlungen für eine verbesserte Aufnahme und Integration von Flüchtlingen entwickelt werden. Die vollständige Studie wird im November 2017 veröffentlicht.

Quelle: www.svr-migration.de 


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