oneBerlin. - Die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance - ODA) haben 2016 einen Rekordwert von 140,1 Milliarden US-Dollar erreicht. Das zeigt der am Montag von der Lobby-Organisation ONE veröffentlichte DATA-Bericht 2017 "In Afrikas Jahrhundert investieren". Auch Deutschland wies eine Rekordsumme von 24,63 Milliarden US-Dollar (22,27 Milliarden Euro) auf, 36,15 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der globalen Mittel für die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDCs) fiel 2016 jedoch auf 28 Prozent – von 32 Prozent im Jahr 2012.  

Für Afrika – wo über die Hälfte der von extremer Armut betroffenen Menschen lebt – wirkt sich dieser negative Trend laut ONE am stärksten aus: "Geberländer halten ihre Versprechen an Afrika nicht ein, die Auslandsinvestitionen sind zu niedrig und die Eigeneinnahmen der afrikanischen Staaten sinken."

Fallende Rohstoffpreise haben dem Bericht zufolge seit 2012 zu einem Rückgang der afrikanischen Eigeneinnahmen um 24 Prozent geführt. Obwohl Afrika anteilig ohnehin mit Abstand die geringsten Auslandsinvestitionen erhält, konzentrierten sich zwischen 2014 und 2016 nur auf einige wenige Länder: 74 Prozent dieser Investitionen sind an nur zehn Länder gegangen. 

Der Bericht warnt, dass diese Trends zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt stattfinden. Die Bevölkerung Afrikas werde sich bis 2050 verdoppeln. Um die "demografische Dividende" Afrikas zu erreichen, muss massiv in Beschäftigung, Bildung und Beteiligung der jungen Generation Afrikas investiert werden. Laut führender Wissenschaftler ist dies entscheidend, um die am wenigsten entwickelten Länder aus der Armut zu führen, Nachhaltigkeit zu fördern und langfristigen Wohlstand zu schaffen. Doch während zwischen 2012 und 2015 die Bevölkerung in Afrika um 14 Prozent gewachsen ist, sind die Mittel für Entwicklung um 22 Prozent geschrumpft.

Gayle Smith, Hauptgeschäftsführerin und Präsidentin von ONE, erklärte: "Der Motor, der Afrikas Entwicklung antreiben könnte, bekommt zu wenig Treibstoff. Geberländer müssen ihre Versprechen an die Menschen einhalten, die am stärksten von extremer Armut betroffen sind, und alle Länder müssen zusammenarbeiten, um Privatinvestitionen und Eigenmittel zu steigern." Versagt die Weltgemeinschaft, Afrikas demografische Dividende zu erreichen, werde das globale Auswirkungen haben - auf reiche und arme Länder gleichermaßen – mit mehr Instabilität und Bevölkerungsbewegungen, warnte Smith.

Auch der Deutschland-Direktor von ONE, Stephan Exo-Kreischer, forderte eine Trendwende: "In nur vier Jahren ist die Bevölkerung in Afrika um 14 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sind die Mittel, die Afrika für seine Entwicklung nutzen konnte, um 22 Prozent gesunken. Das ist nicht nur ein Skandal, weil die Welt ihre selbstgegebenen Versprechen an Afrika aufs Neue bricht, sondern auch brandgefährlich." 

Mit Blick auf Deutschland sagte Exo-Kreischer: "Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch SPD-Chef Martin Schulz kündigen mit Blick auch auf Afrika aktuell große entwicklungspolitische Taten für die nächste Legislaturperiode an. Deutschlands Unterstützung für fragile Staaten in Afrika ist kürzlich erst um 12 Prozent gesunken. Die nächste Bundesregierung muss den Hebel ganz deutlich umlegen und diesen Trend umkehren."

Exo-Kreischer warnte zudem vor einer Zweckentfremdung der Entwicklungsgelder, deren Hauptziel sein müsse, extreme Armut zu bekämpfen: "Der Trend geht zum Blending, also dem Hebeln von privaten Mitteln durch Entwicklungsgelder. Dies kann in Maßen sicherlich sinnvoll sein, doch wir müssen aufpassen, dass weiterhin ein ausreichender Teil der Mittel für die Armutsbekämpfung übrigbleibt. Leider zeigen die vergangenen Jahre eher, dass Blending hauptsächlich in Ländern mit mittlerem Einkommen zum Einsatz also nicht zuerst den am stärksten von extremer Armut betroffenen Menschen zugutekommt."

=> DATA-Bericht 2017

Quelle: www.one.org/de 


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