aerzte ohne grenzenBerlin. - Nach einem bewaffneten Überfall in Bangassou im Südosten der Zentralafrikanischen Republik haben alle Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen die Stadt verlassen. Der Überfall habe sich in der Nacht zu Dienstag ereignet, teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch in Berlin mit. Er sei lebensbedrohlich für die 58 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen gewesen. Etwa eine halbe Million Menschen seien nun fast ohne medizinische Hilfe.

Die Region um Bangassou befindet sich weitgehend unter Kontrolle verschiedener bewaffneter Splittergruppen, die mit den so genannten "Anti-Balaka"-Milizen in Verbindung stehen. "Wir hatten den festen Willen und die Ressourcen, um in dieser unruhigen Region medizinische Hilfe zu leisten. Aber wir können nicht das Leben unserer Mitarbeiter aufs Spiel setzen, wenn sie und die medizinischen Einrichtungen bedroht werden", sagte Frédéric Lai Manantsoa, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Zentralafrikanischen Republik.

Bislang wurde in der Region jedes Kind mit schweren Formen der Malaria, jeder Verletzte oder Kranke, der operiert werden musste, in das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhaus in Bangassou gebracht. Die allermeisten Gesundheitszentren, die nicht von der Organisation unterstützt wurden, sind nach wiederholten Angriffen von den Mitarbeitern aufgegeben worden, oder es fehlen ihnen grundlegende Medikamente und Materialien. Höchstwahrscheinlich werde nun auch die Klinik in Bangassou die medizinische Versorgung einstellen müssen, erklärte Ärzte ohne Grenzen.

"Heute können die 30 Kinder unter fünf Jahren, die in der Intensivstation im Krankenhaus von Bangassou liegen, nicht mehr von Ärzten oder Krankenschwestern betreut werden. Die 26 Patientinnen und Patienten, die dringend chirurgische Eingriffe benötigen, werden unbehandelt in ihren Betten liegen bleiben. Die einzigen externen Beobachter, die noch vor Ort sind, sind die UN-Truppen und einige Missionare. Die Menschen verlassen bereits die Stadt, auch Patienten, die sich in kritischem Zustand befinden", sagte Lai Manantsoa.

"In einer so großen Notlage wie dieser sollte eine internationale humanitäre Organisation wie Ärzte ohne Grenzen versuchen, so lange wie möglich in der Region zu bleiben. Die Bevölkerung hier im Stich zu lassen, ist ein schmerzhaftes Eingeständnis, dass wir aufgrund der Angriffe auf unsere Mitarbeiter nicht in der Lage sind, lebensnotwendige Hilfe in einer der derzeit größten humanitären Krisen zu leisten", so Lai Manantsoa.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik aktiv. Die Teams der Organisation werden weiterhin medizinische Hilfe in zehn Regionen landesweit leisten, in Bria, Bambari, Alindao, Batangafo, Kabo, Bossangoa, Boguila, Paoua, Carnot und Bangui. 2016 hat Ärzte ohne Grenzen im Land rund eine Million medizinische Behandlungen durchgeführt, etwa 500.000 Kinder gegen verschiedener Krankheiten geimpft, 9.000 Operationen durchgeführt sowie 21.000 Geburten begleitet. 

Der bewaffnete Konflikt hat sich jedoch seit Anfang 2017 verschärft. Die Organisation hat darauf reagiert und 4 der 16 medizinischen Projekte von allgemeiner Gesundheitsversorgung auf medizinische Nothilfe für jene Menschen umgestellt, die von dem Konflikt betroffen sind. In den vergangenen 14 Monaten habe es 37 Drohungen und Angriffe gegen Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und gegen durch die Organisation unterstützte Gesundheitseinrichtungen gegeben.

Quelle: www.aerzte-ohne-grenzen.de 


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