handicapMünchen. - Der Landminenmonitor 2017 zeigt im dritten Jahr in Folge einen dramatischen Anstieg der Opferzahlen durch Minen und explosive Kriegsreste. Mindestens 8.605 Menschen wurden durch diese Waffen im Jahr 2016 getötet oder verletzt. 2013 waren es noch 3.450 Menschen. Der massive Anstieg seither sei vor allem auf die hohen Opferzahlen in den Konfliktgebieten in Afghanistan, dem Jemen, Libyen und der Ukraine zurückzuführen, erklärte Handicap International. 

Handicap International rief die Staaten dazu auf, das internationale humanitäre Recht durchzusetzen und Druck auf Konfliktparteien auszuüben, um dem Einsatz dieser barbarischen Waffen ein Ende zu setzen. Das nächste Treffen der Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags zum Verbot von Anti-Personen-Minen findet vom 18. bis zum 21. Dezember in Wien statt.

Der Landminenmonitor 2017 analysiert die Umsetzung des Ottawa-Vertrags anhand von Daten, die bis Ende 2016 erhoben wurden (und in einzelnen Fällen bis heute). Dieser Vertrag verbietet Einsatz, Produktion, Transfer und Lagerung von Anti-Personen-Minen und fordert die Unterstützung betroffener Länder durch Räumung und Opferhilfe. 

Seit der Vertrag vor 20 Jahren geschlossen wurde, ging die Zahl der Opfer zurück – bis 2013. Für das Jahr 2017 verzeichnet der Monitor die höchste Anzahl an Opfern seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2000. Damals wurden für das Jahr 1999 9.228 Tote und Verletzte dokumentiert. Die meisten Unfälle ereigneten sich 2016 in Afghanistan, dem Jemen, Libyen, Syrien und der Ukraine. Mit 78 Prozent stammte die große Mehrheit der von Anti-Personen-Minen getöteten und verletzten Menschen aus der Zivilbevölkerung. 42 Prozent der zivilen Opfer waren Kinder.

Noch nie forderten improvisierte Minen (von den Kampfparteien hergestellte Sprengsätze, die wie Anti-Personen-Minen funktionieren) so viele Opfer: 1.805 Menschen, darunter allein 1.180 in Afghanistan. Der Ottawa-Vertrag verbietet den Einsatz von sogenannten "opfer-aktivierten" Minen und gilt deshalb auch für "improvisierte Minen", die genau wie Anti-Personen-Minen wirken.

Der Landminenmonitor bestätigt neue Einsätze von Anti-Personen-Minen durch die Regierungstruppen Myanmars und Syriens zwischen Oktober 2016 und Oktober 2017. Ansonsten setzten nur noch nicht-staatliche Gruppen Anti-Personen-Minen ein, darunter auch improvisierte Varianten, in mindestens neun Ländern: Afghanistan, Indien, Irak, Jemen, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Syrien und Ukraine.

Insgesamt 61 Staaten und Gebiete sind weltweit von Minen betroffen, davon sind 33 Mitgliedsstaaten des Ottawa-Vertrags. Sie sind verpflichtet, die bekannten Kontaminierungen innerhalb von zehn Jahren zu räumen. Nur vier dieser Ländern scheinen ihre Fristen einhalten zu können: Chile, die Demokratische Republik Kongo, Mauretanien und Peru.

"Der Ottawa-Vertrag fordert die Vertragsstaaten auf, sich gegenseitig bei der Räumung verminter Gebiete zu unterstützen", betonte Eva Maria Fischer, Leiterin Advocacy bei Handicap International Deutschland. "Die Staatenkonferenz in Wien bietet die Möglichkeit, dass die Vertragsstaaten noch einmal verstärkte Anstrengungen ankündigen. Denn nur so werden sie das vor drei Jahren in Maputo gemeinsam gesetzte Ziel erreichen, die Welt bis 2025 von Minen zu befreien."

Einen ersten Schritt in diese Richtung dokumentiert der neue Landminenmonitor: Im Jahr 2016 erhöhten 20 Geberländer ihre Unterstützung für Minenaktionen, also Aktivitäten wie Minenräumung und Opferhilfe, die die Folgen von Minen reduzieren. Zusammen mit nationalen Programmen betroffener Staaten in Höhe von rund 85 Millionen US Dollar wurden weltweit etwa 564,5 Millionen US Dollar für Minenaktionen ausgegeben. Dies entspricht einem Anstieg von ca. 40 Millionen im Vergleich zum Jahr 2015.

Deutschland gehört neben den USA, der EU,  Japan und Norwegen zu den größten Geldgebern für Minenaktionen. Alleine die EU und Deutschland trugen 64 Prozent zum Anstieg der weltweiten Unterstützung für Minenaktion bei.

=> Landminenmonitor 2017

Qelle: www.handicap-international.de 


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