gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer weiteren Eskalation der Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik, nachdem dort allein in den vergangenen drei Wochen 75.000 Menschen vor Kämpfen zwischen verfeindeten Milizen die Flucht ergreifen mussten. Dringend forderte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag mehr humanitäre Hilfe für das seit dem Jahr 2012 von einem Bürgerkrieg erschütterte Land. 

"Es ist erschreckend, wie wenig Interesse die dramatische Lage der Not leidenden Zivilbevölkerung international findet. Dabei braucht rund die Hälfte der Bevölkerung dringend humanitäre Hilfe", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen. Im Jahr 2017 seien nur 36,5 Prozent des tatsächlichen Bedarfs an humanitärer Hilfe in Höhe von 316 Millionen US-Dollar durch internationale Spenden gedeckt worden.

"Wir beobachten eine dramatische Verschlechterung der Sicherheitslage in vielen Regionen des Landes. Besonders katastrophal hat sich aktuell die Lage im Nordwesten zugespitzt", berichtete Delius. Am 29. Dezember 2017 brachen in der Umgebung der Stadt Paoua Kämpfe zwischen schwer bewaffneten Milizen aus. Seitdem mussten deshalb rund 60.000 Menschen fliehen. Sie suchten in der Stadt Zuflucht. Normalerweise zählt Paoua nur 40.000 Einwohner. Im Tschad wurden rund 15.000 neue Flüchtlinge aus dem Nachbarland gezählt. Im Jahr 2017 mussten 180.000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik vor Gewalt fliehen. Damit sind rund 1,1 der fünf Millionen Einwohner des Landes inzwischen auf der Flucht.

Auch in anderen Regionen des Landes eskaliert laut GfbV die Gewalt. So starben am Mittwoch bei Anschlägen und Auseinandersetzungen in einem überwiegend von der muslimischen Minderheit bewohnten Stadtviertel in der Hauptstadt Bangui sieben Menschen. Ausgelöst wurde die Gewalt durch einen Bombenanschlag und durch einen Streit zwischen bewaffneten Milizionären und Händlern, von denen die Kämpfer Schutzgeld erpressten.

Seit Jahren mahnen Menschenrechtsorganisationen eine umfassende Entwaffnung aller Milizen an. Das konnte die Regierung bislang nicht durchsetzen. Die katholische Bischofskonferenz kritisierte bei ihrer jährlichen Tagung am vergangenen Sonntag scharf die Gewalt der Milizen und forderte nachdrücklich eine schnelle Entwaffnung der Kämpfer. Auch appellierten die Bischöfe an alle Konfliktparteien, sich ohne Bedingungen zu einer Waffenruhe bereit zu erklären. Rund 70 Prozent des Landes wird heute von unterschiedlichen bewaffneten Milizen kontrolliert, die um Macht und Kontrolle von Rohstoffen kämpfen.

Quelle: www.gfbv.de 


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