Berlin. - Die Teilnehmer der Geberkonferenz für Syrien, die am Dienstag in Brüssel beginnt, müssen dringend die notwendigen Finanzmittel zusagen, um das Überleben von Millionen von Syrern zu sichern. Die Humanitäre Hilfe müsse Priorität haben. Das haben internationale Hilfsorganisationen, darunter CARE, Handicap International, IRC, NRC, Oxfam und Save the Children, am Montag gefordert.
2017 gilt als eines der tödlichsten Jahre seit Beginn der Syrienkrise vor sieben Jahren. 2018 zeichnet sich bislang ein ähnlich düsteres Bild ab. Anhaltende Gewalt und Luftangriffe auf Zivilisten, Schulen sowie Krankenhäuser haben allein seit Beginn des Jahres knapp 700.000 Menschen innerhalb Syriens vertrieben. Der Bedarf an humanitärer Hilfe wird größer und die Mittel bleiben knapp, warnen die Hilfsorganisationen. Bislang seien nur 20 Prozent der notwendigen Hilfsmaßnahmen innerhalb Syriens finanziert.
Zudem werde in Syrien der Zugang zu humanitärer Hilfe durch die Kriegsparteien systematisch beeinträchtigt und teilweise sogar komplett verwehrt, warnen die NGOs. Dabei werde der Zivilgesellschaft absichtlich geschadet, gleichzeitig würden humanitäre Helfer ins Ziel genommen, klagen die Organisationen. Nach Angaben der Vereinten Nationen genehmigte die syrische Regierung im Jahr 2017 insgesamt 47 der 172 beantragten Hilfskonvois – 27,3 Prozent. Das bedeutet einen Rückgang um 18 Prozent im Vergleich zu 2016.
In der Region können rund 2,7 Millionen syrische Kinder seit Jahren nicht mehr zur Schule gehen, so die NGOs. Gleichzeitig verlieren finanzielle Zusagen für Nothilfe, Bildung und das Schaffen von Arbeitsplätzen für Millionen von syrischen Flüchtlingen an Bedeutung, weil ihnen der rechtliche Schutz fehlt. Zudem besteht für Hunderttausende Syrer die Gefahr, zur unfreiwilligen Rückkehr nach Syrien gezwungen zu werden - in zerstörte Gebiete ohne Basisversorgung oder in Regionen, in denen gewalttätige Kämpfe anhalten.
"Entscheidend ist die ausreichende Finanzierung der Hilfe unabhängig von politischen Interessen", sagte Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. "Jeder Euro rettet Menschenleben. Zusätzlich muss die systematische und absichtliche Blockade der Hilfslieferungen dringend enden. Humanitäre Helfer müssen ungehinderten Zugang zu Menschen in Not erhalten. Täglich riskieren lokale Helfer ihr Leben, um Nothilfe zu leisten. Sie müssen von der internationalen Gemeinschaft entschiedener unterstützt werden und von Kampfhandlungen der Kriegsparteien verschont werden."
Susanne Wesemann, Geschäftsführerin Handicap International Deutschland, betonte: "Die Folgen des Einsatzes von Explosivwaffen in besiedelten Gebieten sind verheerend. Die Menschen brauchen dringend physische Rehabilitation und psychische Unterstützung. Auch die sozioökonomischen Bedürfnisse der Syrer sind enorm. Humanitären Helfern der Kampfmittelräumung muss der Zugang zu Syrien gewährt werden, damit die Bevölkerung in Sicherheit und Würde leben kann."
Quelle: www.handicap-international.de