aktion hungerBerlin. - Die weltweit größten Hersteller von Muttermilchersatz gefährden pro Jahr rund 800.000 Kinderleben. Diesen Vorwurf erhebt die entwicklungspolitische Organisation "Aktion gegen den Hunger" in ihrem neuen Bericht "Gegen Profitgier, für Kinderleben – Let them choose". Darin heißt es, auch fast 40 Jahre nach der Verabschiedung des Milch-Kodex der Weltgesundheitsorganisation WHO werde noch immer gegen internationale Vereinbarungen verstoßen.

"Es ist ein Skandal, wie aggressives Marketing ein falsches Bild zeichnet: Müttern wird suggeriert, dass Muttermilchersatzprodukte besser und gesünder seien als zu stillen. Dabei kostet die Ernährung mit Milchersatz viele Babys in Schwellen- und Entwicklungsländern das Leben“, erklärte Jan Sebastian Friedrich-Rust, Executive Director bei Aktion gegen den Hunger. Der Grund: Dort, wo es keinen Zugang zu sauberem Wasser gibt, Kühlmöglichkeiten fehlen und es um die Hygiene generell schlecht bestellt ist, führten falsch verwendete Muttermilchersatzprodukte oft zu Durchfallerkrankungen – eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern.

Der Milch-Kodex der WHO wurde 1981 ins Leben gerufen, um Kinderleben zu schützen. 135 Länder der Welt haben ihn teilweise oder ganz übernommen. Allerdings werde die Einhaltung kaum kontrolliert, so die Aktion gegen den Hunger. 

Der Bericht "Let them choose" listet beispielhaft Verstöße in Kamerun, Burkina Faso und Bangladesch auf. Dort würden Krankenhauspersonal und Apotheken Geld, Geschenke oder technische Hilfen erhalten, damit sie Muttermilchersatzprodukte empfehlen, so die Aktion gegen den Hunger. Vertreter großer Hersteller würden in Gesundheitsstationen ein und aus gehen. In Werbeanzeigen würden falsche Gesundheitsversprechungen ("health claims") gemacht. Idealisierende Darstellungen auf den Verpackungen reizten zum Kauf an. Zudem seien Produkte und Gebrauchsanweisungen häufig nicht in der Landessprache verfasst.

Die Aktion gegen den Hunger forderte die sechs größten Hersteller von Muttermilchersatz, Nestlé, Danone, FrieslandCampina, Kraft Heinz, Abbott und Reckitt Benckiser, dazu auf, sich öffentlich von aggressiven Marketingmethoden zu distanzieren und den Milch-Kodex vollständig in allen Punkten umzusetzen. 

Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, startete die Organisation in Deutschland und Frankreich eine Unterschriftenaktion: "Wir hoffen, dass der Druck der Öffentlichkeit Wirkung zeigt", sagte Friedrich-Rust. "Es ist nicht hinnehmbar, dass aggressive Marketingstrategien, die wiederholt von allen Mitgliedsstaaten der WHO verurteilt wurden, Säuglingsmilch weiterhin als bessere Wahl idealisieren, dadurch das Stillen verunglimpfen und damit gleichzeitig zu einer höheren Säuglingssterblichkeit und einer schlechteren Gesundheit von Millionen von Kindern beitragen."

=> Bericht "Gegen Profitgier, für Kinderleben – Let them choose"

Quelle: www.aktiongegendenhunger.de 


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