Berlin. - Fast ein Jahr nach Beginn der brutalen Vertreibung der muslimischen Minderheit von Myanmar nach Bangladesch muss die Not der vertriebenen Rohingya endlich wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Das haben Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe anlässlich ihrer gemeinsamen Aktion "Die größte Katastrophe ist das Vergessen" am Dienstag gefordert.
"Dass wir aktuell seltener dramatische Bilder aus Bangladesch sehen, bedeutet nicht, dass auch die Not der Menschen verschwunden ist", sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe. "Ganz im Gegenteil: Wir befürchten, dass sich die Lage der Rohingya während der Regenzeit über die Sommermonate weiter zuspitzen wird und die provisorischen Hütten der Menschen vielerorts einfach weggespült werden."
"Die Menschen müssen in stabilere und sichere Unterkünfte kommen", forderte Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes. "Vor allem, weil niemand weiß, wie die Zukunft der Rohingya aussieht und wie lange sie noch in dem Flüchtlingscamp ausharren müssen."
Die Rohingya gelten als Staatenlose, die sich auch in Bangladesch nicht dauerhaft niederlassen sollen. "Ihr unklarer rechtlicher Status darf aber nicht dazu führen, dass sie zum Spielball zwischen Bangladesch und Myanmar werden", erklärte Cornelia Füllkrug-Weitzel. Ein Abkommen zur Rückkehr der Rohingya zwischen den Staaten wurde zwar vereinbart, zur Umsetzung sei es bislang jedoch nicht gekommen. Die Flüchtlinge selbst haben Angst und verlangen Garantien sowie Bürgerrechte, bevor sie den Schritt zurück nach Myanmar wagen. "Die Weltgemeinschaft muss ihre diplomatischen Bemühungen deutlich intensivieren, damit den Menschen nachhaltig geholfen werden kann", fordern Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe.
Ende August des vergangenen Jahres begann die massenhafte Vertreibung der Rohingya aus Myanmar. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt. Viele Rohingya erzählen von brutalen Massentötungen und Vergewaltigungen. Etwa 700.000 Menschen der ethnischen Minderheit sind in kürzester Zeit nach Bangladesch geflohen. Dort leben die meisten von ihnen im Flüchtlingscamp Kutupalong nahe der Stadt Cox's Bazar. Hilfe benötigt auch Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt. Auch die Bewohner und Bewohnerinnen der Umgebung des riesigen Flüchtlingscamps stehen durch Preissteigerungen und die völlig überlastete Infrastruktur vor riesigen Problemen.
Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe sind mit ihren lokalen Partnerorganisationen in dem Flüchtlingscamp in Bangladesch aktiv und unterstützen die Menschen unter anderem mit Lebensmitteln, Brennstoff und Kochgeschirr. Um die hygienische Situation und die Versorgung mit sauberem Wasser in dem Camp zu verbessern, bauen die Hilfsorganisationen Latrinen mit Abwassertanks und bohren Tiefbrunnen. Caritas Bangladesch hat gemäß Regierungsvorgaben und in Kooperation mit dem UN Flüchtlingshilfswerk bereits 2.260 Übergangsunterkünfte gebaut, weitere 2.300 sind geplant. Bisher konnten 400.000 Menschen mit den verschiedenen Hilfen der beiden kirchlichen Werke erreicht werden.
Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe weisen mit der Aktion "Die größte Katastrophe ist das Vergessen" jedes Jahr auf humanitäre Katastrophen hin, die von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen werden.
Quellen: www.caritas-international.de | www.diakonie-katastrophenhilfe.de