worldvisionBerlin. - Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision fordert von den Staats- und Regierungschefs der G7, sich stärker für Frieden und Gewaltprävention einzusetzen. In Konfliktländern müsse Friedenspolitik viel früher ansetzen, erklärte Word Vision anlässlich des G7 Gipfels am 8. und 9. Juni in Kanada. Eine vorausschauende Friedenspolitik, die die Ursachen von Krisen frühzeitig identifiziert und adressiert, sei dringend geboten. 

"Es muss Schluss sein mit Säbelrasseln und Drohgebaren", sagte Silvia Holten, Sprecherin von World Vision Deutschland. "Die Gräueltaten in vielen Konflikten sind mit Worten kaum zu beschreiben. Menschen werden gefoltert, Kinder verschleppt und als Sexsklaven oder Kindersoldaten missbraucht, Eltern vor den Augen ihrer Kinder getötet, viele Kinder sind gezwungen, allein zu fliehen und verlieren dabei oft ihr Leben."

World Vision verweist auf die aktuelle Statistik des Friedensforschunginstituts SIPRI, das die Zahl bewaffneter Konflikte und gewaltsamer Auseinandersetzungen für das Jahr 2016 auf 46 bezifferte. Die Ausgaben für Aufrüstung und Verteidigung seien massiv angestiegen, kritisierte World Vision. Von den Folgen dieser Gewalt seien Millionen Männer, Frauen und Kinder betroffen, fast 67 Millionen seien in ihrem Heimatland oder in Nachbarländern auf der Flucht – die Hälfte davon Kinder. In den Kriegen der vergangenen Jahre habe es zudem mehr Tote unter Zivilisten gegeben, im Jahr 2017 sei ein Anstieg um 38% verzeichnet worden. Im Schnitt befänden sich Familien aus Konfliktregionen etwa 26 Jahre auf der Flucht.

Die in Kanada versammelten Staatschefs sollten dafür sorgen, dass Kinder auch in lang anhaltenden Krisen und Konfliktgebieten zur Schule gehen können, so World Vision. "Gerade in Zeiten der Instabilität sind Schulen mehr als ein Ort zum Lernen; besonders für Mädchen", sagte Silvia Holten. "Mit Zugang zu Bildung sind sie besser vor Ausbeutung, Missbrauch und  Entführungen geschützt; in der Schule können sie außerdem mit Freunden ihre Erlebnisse verarbeiten."

Dringend erforderlich ist aus Sicht von World Vision ein besserer Schutz von Schulen und Universitäten vor Angriffen. Es sei zur Gewohnheit geworden, Schulen als Militärbasen und Munitionslager zu nutzen. Deshalb würden sie oft zur Zielscheibe der gegnerischen Partei. Fast 13.000 Angriffe auf Bildungseinrichtungen seien in den letzten fünf Jahren verzeichnet worden. Diese zerstörten nicht nur Gebäude und Lernchancen, sondern verletzten und töteten auch viele Schulkinder. Von den im Jahr 2016 getöteten Kindern in Syrien hätten sich etwa 40% in der Nähe ihrer Schule befunden. 

Da die Zahl der nicht zur Schule gehenden Kinder seit Jahren kaum noch sinkt, fordert World Vision die G7 auch zu größerem politischen, programmatischen und finanziellen Engagement für qualitativ hochwertige Bildung auf. Vorrangig sollten dabei von Konflikten betroffene Mädchen gefördert werden. Weltweit gehen 264 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren nicht zur Schule, etwa ein Drittel davon infolge von Krisen und Konflikten. Bei Mädchen besteht in Konflikten sogar ein 2,5 Mal so großes Risiko, dass sie nicht mehr zur Schule gehen können. 

World Vision appellierte gemeinsam mit anderen Organisationen an die G7 Staatschefs, zusätzlich zu bisherigen Investitionen 1,3 Milliarden US Dollar über drei Jahre für Bildung in Krisen bereit zu stellen. Davon könnten 3,7 Millionen Kinder pro Jahr profitieren. Holten betonte: "Wenn wir uns um die Bildung dieser besonders verletzlichen Kinder – insbesondere Mädchen - nicht kümmern, werden wir es mit einer verlorenen Generation zu tun haben, die auch nicht in der Lage ist, in ihren Heimatländern beim Wiederaufbau zu helfen."

Quelle: www.worldvision.de