rog logo neuBerlin. - Reporter ohne Grenzen (ROG) hat die jüngsten Journalistenmorde und Morddrohungen gegen Journalisten in Kolumbien verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation forderte die Regierung des neuen Präsidenten Ivan Duque auf, konsequent gegen die Täter vorzugehen. Vergangene Woche wurden in der Region Valle del Cauca innerhalb von 24 Stunden zwei Lokaljournalisten erschossen; seit Mitte Juli wurden mehr als ein Dutzend prominente Journalisten mit dem Tode bedroht.

Paramilitärische Gruppen haben in vielen Teilen des Landes in den Monaten vor Duques Amtsantritt Menschenrechtsaktivisten, Gewerkschaftsführer und Journalisten bedroht und getötet. "Gerade in der aufgeheizten politischen Situation müssen Journalisten geschützt werden, denn nur unabhängige Berichterstattung ermöglicht eine demokratische Auseinandersetzung", erklärte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. "Der neue Präsident muss den Schutz von Journalisten und freier Berichterstattung zu einer Priorität seiner Amtszeit machen. Journalistenmorde und Morddrohungen über das Internet müssen konsequent verfolgt werden. Dafür sollte Kolumbien dringend die nationale Schutzstelle für Journalisten besser ausstatten und eine Ermittlungseinheit gegen Online-Hetze schaffen."

Die beiden Morde in der vergangenen Woche ereigneten sich innerhalb von 24 Stunden in der Region Valle del Cauca. Am Abend des 1. August wurde Valentin Tezada Rua, Moderator des freien Radiosenders Salvajina Estereo, in Suarez von einer Kugel in den Kopf getroffen, nachdem er einen verdächtigen Anruf erhalten hatte. Der Journalist und Herausgeber der Zeitung Contacto, Jairo Alberto Calderon Plazas, wurde am folgenden Tag in Tulua von einem Mann auf einem Motorrad mit mehreren Kugeln niedergeschossen, über vorherige Bedrohungen ist nichts bekannt. Er hatte sich allerdings kurz vor seinem Tod mit einem Unbekannten getroffen. Bei beiden Morden ist das Motiv unklar.

Die beiden Taten sind die ersten Journalistenmorde in Kolumbien in diesem Jahr. Lange war Kolumbien eins der gefährlichsten Länder der Welt für Journalisten, in den vergangenen Jahren sank die Zahl der Journalistenmorde aber. Zwischen 2000 und 2015 wurden 58 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet, danach gab es bis zu den aktuellen Fällen nur einen Mord im Jahr 2017.

Nur wenige Gewaltdelikte gegen Journalisten werden in Kolumbien aufgeklärt. Ein besonders drastischer Fall ist der des Radioreporters Nelson Carvajal Carvajal, der im April 1998 während einer Korruptionsrecherche getötet wurde. Nach 20-jährigen Ermittlungen voller Verzögerungen und Unregelmäßigkeiten wurde laut Reporter ohne Grenzen noch immer niemand zur Rechenschaft gezogen. Am 6. Juni 2018 verurteilte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte das Versagen der kolumbianischen RegierunG in dem Fall. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Kolumbien auf Platz 130 von 180 Staaten.

Quelle: www.reporter-ohne-grenzen.de 


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