aklhueBonn. - In Deutschland wird gegenwärtig über die Notwendigkeit der Einführung eines Pflichtdienstes diskutiert. Der Arbeitskreis "Lernen und Helfen in Übersee" (AKLHÜ) hat die Debatte über den Stellenwert von Diensten für die Gesellschaft begrüßt. Der Dachverband der Entsende-Organisationen für Fachkräfte und Freiwillige spricht sich für einen Rechtsanspruch auf einen geförderten Freiwilligendienstplatz im Inlands- oder Auslandsdienst aus sowie für eine deutliche Aufwertung und den Ausbau von Freiwilligendiensten. Er ist jedoch gegen die Einführung eines Pflichtdienstes.

Bereits heute leisten rund 100.000 junge Menschen einen Freiwilligendienst im Inland oder im Ausland. Die Zahl der geförderten Plätze ist jedoch gedeckelt und nicht alle jungen Menschen kennen die Möglichkeit eines Freiwilligenjahres, so der AKLHÜ. Angesichts der zunehmenden nationalistischen Tendenzen in vielen Ländern Europas müsse auch bei diesem Thema nicht nur national, sondern europäisch und global gedacht werden.

Die momentane Pflichtdienstdebatte sei eine deutsche Debatte, betonte der AKLHÜ. Aber Solidarität mache nicht an Grenzen halt. Incoming-Freiwillige bereicherten soziale Einrichtungen in Deutschland ebenso wie deutsche Freiwillige die Einrichtungen in anderen Ländern. Das sei ein Spezifikum internationaler Freiwilligendienste. Das freiwillige Engagement leiste dabei einen großen Beitrag für den Zusammenhalt der Weltgesellschaft.

"Die Agenda 2030 mit ihren nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) betonen gerade die Verantwortung, die wir alle tragen: wir leben in einer immer vernetzteren und globaleren Welt, deren Herausforderungen, besonders die sozialen und ökologischen, sich letztlich nur global lösen lassen", erklärte der AKLHÜ. "Verantwortung zu übernehmen, darf dabei allerdings nicht bedeuten, lediglich eine Verpflichtung abzuleisten. Freiwilligendienste bieten eine hervorragende Möglichkeit für eine kritische und konstruktive Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und der Welt, in der wir leben, sowie die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und führen oft zu lebenslangem gesellschaftlichem Engagement."

Ein verpflichtendes Engagement könne diesen Raum der Auseinandersetzung und Reflexion stark einschränken und sei – mit dem ihm anhaftenden Zwangsimage – letztlich ein Widerspruch in sich. Dem gegenüber böten gut begleitete Freiwilligendienste soziale Teilhabe und könnten Verständigung zwischen sozialen Gruppen innerhalb der Länder und über Grenzen hinweg schaffen.

"Wenn wir möchten, dass sich Menschen wirklich engagieren, einbringen und Veränderung gestalten, sei es in der sozialen Arbeit, beim Naturschutz oder im Friedensdienst, müssen wir auf Freiwilligkeit setzen", betonte der AKLHÜ. "Die Schaffung eines Rechtsanspruches auf einen Freiwilligendienst ist das richtige politische Signal zur Würdigung der herausragenden Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das ist gleichzeitig ein glaubwürdiges und unseren Grundwerten entsprechendes Konzept anstelle eines Pflichtdienstes. Ein Rechtsanspruch wird den Freiwilligendiensten, den ihnen gebührende gesellschaftliche Anerkennung verschaffen und mehr Menschen für ein solches, freiwilliges Engagement begeistern."

Der AKLHÜ e.V. – Netzwerk und Fachstelle für internationale Personelle Zusammenarbeit, ist der Dachverband von Organisationen, die Fachkräfte und Freiwillige für verschiedene Dienstformate in internationale Projekte vermitteln. Der Schwerpunkt ist die Entsendung in Entwicklungs- und Schwellenländer, bzw. aus diesen Ländern nach Deutschland. Der AKLHÜ unterstützt freiwilliges Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit durch politische Interessenvertretung, gegenseitiges Lernen, Bildungsarbeit und den Austausch innovativer und bewährter Praktiken.

Quelle: www.entwicklungsdienst.de 


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