H?hnerhaltung auf Madagaskar. Foto: FAOBonn (epo). - Die EU-Kommission will Absatzprobleme für Geflügel infolge der Vogelgrippe-Epidemie durch noch mehr subventionierte Exporte mildern. Damit gefährde die EU die afrikanische Wirtschaft, kritisierte der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) die Pläne der Kommission. "Neue und zusätzliche Exportsubventionen sind ein völlig falsches Signal - vor allem angesichts der Zusage der EU an die WTO, die Unterstützung von Agrarexporten komplett einzustellen", sagte der EED-Beauftragte für Welternährungsfragen, Rudi Buntzel.

Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, die Exportsubventionen für Hähnchenteile aus EU-Ländern um 100 Prozent zu erhöhen. Schon Ende April könnten die EU-Landwirtschaftsminister diesem Vorschlag den Weg ebnen. Für afrikanische Länder hätte das verheerende Folgen, urteilt der EED.

Die geplanten Subventionen sollen den Nachfrageeinbruch am EU-Geflügelmarkt kompensieren, der durch den Ausbruch der Vogelgrippe entstanden ist. "Besonders schlimm ist, dass die Subventionen die Existenz von Geflügelproduzenten in anderen Ländern bedrohen. Wir Europäer lösen unsere Probleme wieder einmal auf Kosten der Armen."

Die Kommission habe zwar versichert, das überschüssige Tiefkühlgeflügel - rund 200.000 Tonnen - ginge nur an Russland, den Nahen Osten und Angola. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten jedoch, dass tiefgefrorene Hähnchenteile früher oder später in ganz Afrika zu Tiefstpreisen verkauft werden, so der EED. "Die westafrikanischen Hähnchenerzeuger sind durch die Vogelgrippe wirtschaftlich und gesundheitlich bereits extrem gefährdet. Das Billigimportfleisch aus Europa verschärft ihre verzweifelte Lage zusätzlich", erklärte Francisco Mari, Westafrikaexperte des EED. "Und viele afrikanische Regierungen haben einfach keine Möglichkeit, die schwierige Situation der Menschen durch Subventionen aufzufangen".

Tiefgefrorene Hähnchenteile aus Europa schaden westafrikanischen Bauernfamilien schon seit Jahren. Viele Familien mussten ihre Kleintierhaltung aufgeben, und die Menschen in den Dumpinggebieten leiden zunehmend unter Salmonellen. In Ländern wie Kamerun wollten sich die Bäuerinnen und Bauern nicht mehr mit ihrer Situation abfinden. Sie setzten sich zur Wehr. "Eine starke Bürgerbewegung in Kamerun hat erreicht, dass die Billigimporte der EU zurückgedrängt wurden und die einheimische Hähnchenproduktion wieder gestiegen ist", berichtete Francisco Mari. "Jetzt haben die Menschen massiv mit der Vogelgrippe zu kämpfen - und bald wahrscheinlich mit einer neuen Importflut aus Europa. Hierdurch geraten all die mühsam erkämpften Errungenschaften ins Wanken."

Der politische Widerstand der Bauernfamilien und Verbraucher in Kamerun, Senegal und der Elfenbeinküste hatte zur Folge, dass die EU ihre Dumpingexporte in andere Länder umleitete: In Ghana, Togo, Kongo, Gambia und Liberia sind Geflügeleinfuhren aus der EU zum Teil um mehrere hundert Prozent gestiegen. "Die wirtschaftlichen Probleme der Menschen werden sich durch die 'Vogelgrippeexporte' noch weiter verstärken", so Rudolf Buntzel. "Der EED appelliert deshalb an die Bundesregierung, den afrikanischen Staaten bei der Bewältigung der Vogelgrippe zu helfen, statt ihre Geflügelüberschüsse zu Billigstpreisen zu exportieren".

Gemeinsam mit seiner Partnerorganisation ACDIC in Kamerun hat der EED die Folgen der Billigexporte nach Westafrika recherchiert. In der Broschüre stellt er die Ergebnisse dieser Recherche vor. Die Broschüre kann beim EED heruntergeladen werden.

EED Bopschüre "Keine chicken schicken" (PDF)
EED


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