fianKöln. - Der vom deutschen Entwicklungsministerium in Luxemburg aufgelegte Africa Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF) hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Die Menschenrechtsorganisation FIAN hat zu diesem Anlass die Finanzdaten des Investmentfonds kritisch unter die Lupe genommen. FIAN kritisiert den stark wachsenden Einfluss der Finanzindustrie auf die Entwicklungshilfe.

Seit dem Start des Fonds im Jahr 2011 seien etwa 33 Millionen US-Dollar an Zinsen aus Afrika nach Luxemburg geflossen, berichtete FIAN. Davon seien 21 Millionen Dollar als "Erfolgsprämien", Gehälter für das Fondsmanagement und Ausschüttungen an Investoren weitergeleitet worden. "In den letzten fünf Jahren haben vor allem die Fondsmanager der Deutschen Bank sowie reiche private Anleger vom AATIF profitiert", sagte Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN. "Den größten Batzen dabei hat sich mit etwa 13 Millionen Dollar die Deutsche Bank gesichert."

Das Einwerben zusätzlicher Privatinvestitionen, eine zentrale Strategie solcher "Entwicklungs"-Fonds, fällt laut FIAN mit 15 Millionen Dollar (ca. 11 Prozent) äußerst bescheiden aus. "In den sieben Jahren des Bestehens vom AATIF wurden mehr als doppelt so viele Zinsen nach Europa überwiesen als zusätzliche private Gelder für Investitionen in Afrika mobilisiert", so Herre. "Dieses Geld fehlt vor Ort, wo der Fonds laut Auftrag die wirtschaftliche Entwicklung zugunsten der Armen ankurbeln soll."

Zugleich fallen hohe Kosten für die Einrichtung und das Management von Investmentfonds an, so FIAN. Alleine die operativen Ausgaben des AATIF hätten sich bis heute auf 9,5 Millionen US Dollar belaufen. "Diese erheblichen Verwaltungskosten dienen allein der Finanzwelt. Dies widerspricht der Idee einer effektiven Armuts- und Hungerbekämpfung", betonte Herre. Hinzu komme, dass konkrete Investitionen des Fonds menschenrechtliche und entwicklungspolitische Probleme hervorrufen würden. So habe die von FIAN seit 2013 untersuchte Investition des AATIF in einen Agrarinvestor auf Mauritius, der in Sambia knapp 20.000 Hektar Land aufgekauft habe, vor Ort zu ungelösten Landkonflikten geführt.

Grundsätzlich kritisierte FIAN, dass durch die wachsende Dominanz der Finanzindustrie in der Entwicklungspolitik der Fokus auf das Wesentliche verloren gehe. Dies bringe der Vorstand des AATIF im aktuellen Jahresbericht selbst auf den Punkt: "Lieber Leser, was denkst du, was einen guten Agrarfonds, der auf dem afrikanischen Kontinent aktiv ist, ausmacht? In erster Linie liefert ein guter Fonds überzeugende Geschäftsergebnisse." Hinten anstellen müssten sich demnach Menschenrechte, lokale Entwicklung, soziale Gerechtigkeit oder der Umweltschutz, kommentierte FIAN.

Quelle: www.fian.de 


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