Berlin. - In einer neuen Studie haben PowerShift, Brot für die Welt und MISEREOR den Rohstoff- und Energieverbrauch der deutschen Automobilindustrie und die damit verbunden Auswirkungen auf Klima, Umwelt und die Menschenrechte im Globalen Süden analysiert. Ein rascher Umstieg vom Verbrennungsmotor auf Elektromotoren, so das Ergebnis der Studie, ist zwar dringend geboten, wird aber viele Nachhaltigkeitsprobleme nicht lösen.

"Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos muss drastisch reduziert werden", sagte Merle Groneweg von PowerShift und Mitautorin der Studie. "Elektroautos mit Akkuspeicher sind zwar ökologisch die derzeit beste Option, um Verbrennungsmotoren zu ersetzen, aber auch sie verbrauchen endliche Rohstoffe in hohen Mengen." Der systematische Vorrang des Autos in Stadtplanung, Straßenverkehrsordnung und bei der Finanzierung der Infrastruktur müsse daher beendet werden.

Auch für die Produktion von Akkus und Elektromotoren werden Kupfer und Stahl, aber auch Spezialmetalle wie Kobalt, Lithium, Graphit und Nickel benötigt. Deren Verbrauch wird drastisch ansteigen. Bereits 2030 könnte der Verbrauch von Lithium in Elektroautos die heutige Produktion um das Vierfache übersteigen. Auch der prognostizierte Kobaltverbrauch liegt deutlich über den derzeit geförderten Mengen.

"Beim Abbau dieser Rohstoffe werden oft Böden, Wasser und Luft verseucht und den umliegenden Gemeinschaften die Lebensgrundlagen entzogen. Umweltschützer und Menschenrechtsverteidiger sehen sich vielfach Repressalien ausgesetzt", erklärte Sven Hilbig, Referent für Rohstoffe und Handel bei Brot für die Welt.

"Deutsche Autobauer haben erkannt, dass sie die Herkunft der Rohstoffe und die menschenrechtlichen Auswirkungen nicht länger ignorieren können", betonte Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei MISEREOR. "Vor Ort hat sich für die Betroffenen aber wenig verändert. Deutsche Unternehmen müssen gesetzlich verpflichtet werden, für die Achtung der Menschenrechte in ihrer Wertschöpfungskette Sorge zu tragen".

Aufgrund des überwiegend fossilen Strommix ist auch der hohe Strombedarf für Elektroautos problematisch, so die Studie. Selbst erneuerbare Energien seien zudem aufgrund des Flächen- und Rohstoffverbrauchs nicht unbegrenzt verfügbar. Der zusätzliche Strombedarf für Verkehr und Wärme übertrifft in Deutschland die Ausbauziele für erneuerbare Energien laut Studie um ein Vielfaches. Die Nachhaltigkeit von Stromimporten sei bisher keineswegs gewährleistet, so die Autorinnen.

=> Studie "Weniger Autos, mehr globale Gerechtigkeit"

Quelle: www.misereor.de 


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