oxfamBerlin. - Ohne angemessenen Schutz müssen Hunderte schwangere Frauen, unbegleitete Kinder und Folterüberlebende in den überfüllten Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln ausharren. Mangelndes Personal und fehlerhafte Verfahren führten dazu, dass das System zum Schutz dieser besonders bedürftigen Menschen versage, heißt es in einem neuen Oxfam-Bericht. Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation fordert darin mehr Fachpersonal vor Ort und dass mehr Geflüchtete auf das griechische Festland verlegt werden.

Dem Bericht zufolge gab es auf der Insel Lesbos im vergangenen Jahr nur einen einzigen von der Regierung bestellten Arzt, der für die Untersuchung von bis zu 2.000 Geflüchteten zuständig war, die dort jeden Monat ankamen. Im November sei überhaupt kein Arzt vor Ort gewesen, um medizinische Untersuchungen zur Identifizierung von besonders schutzbedürftigen Menschen durchzuführen. Die Verfahren seien zudem äußerst undurchsichtig und allein im vergangenen Jahr drei Mal verändert worden.

Mütter seien bereits vier Tage nach einer Geburt mit Kaiserschnitt aus dem Krankenhaus weggeschickt worden und müssten fortan in Zelten leben, so der Oxfam-Bericht. Geflüchtete, die sexualisierte Gewalt und andere Traumata erleiden mussten, seien den Belastungen in einem Lager ausgesetzt, in dem es regelmäßig gewalttätige Auseinandersetzungen gebe und in dem zwei Drittel der Bewohner*innen angeben, sich nicht sicher zu fühlen. Psychisch Kranke und weitere gefährdete Personen würden häufig eingesperrt. Zudem sei das Lager Moria, ein sogenannter EU-Hotspot, hoffnungslos überfüllt.

Renata Rendón, Leiterin von Oxfams Flüchtlingsarbeit in Griechenland, erklärte: "Es ist absolut unverantwortlich, diese besonders schutzbedürftigen Menschen alleine zu lassen. Die griechische Regierung und ihre europäischen Partner haben die Aufgabe und Pflicht sicherzustellen, dass die Bedürfnisse dieser Menschen erkannt und berücksichtigt werden. Lokale Behörden und Hilfsorganisationen unternehmen viel, um die Bedingungen in diesen Lagern zu verbessern. Doch dies ist kaum möglich, solange die Politik darauf zielt, die Menschen auf unbestimmte Zeit auf den Inseln gefangen zu halten."

Der Winter hat Lesbos heftigen Regen beschert, der die Zeltbereiche der Lager in ein schlammiges Sumpfgebiet verwandelten. Es wird erwartet, dass die Temperatur bald unter den Gefrierpunkt rutscht und Schnee fällt. Um sich warm zu halten, verbrennen die Menschen alles, was sie finden können, einschließlich Plastik, und nehmen gefährliche improvisierte Heizungen in ihre Zelte.

Oxfam forderte die griechische Regierung und die EU-Mitgliedstaaten auf, mehr Fachpersonal, darunter ÄrztInnen und PsychologInnen, einzusetzen und das System zur Identifizierung besonders schutzbedürftiger Menschen auf den griechischen Inseln zu verbessern. Außerdem müssen regelmäßig mehr AsylbewerberInnen auf das griechische Festland überstellt werden, insbesondere die besonders Schutzbedürftigen. Oxfam verlangt von den EU-Mitgliedstaaten zudem, mehr Verantwortung für die Aufnahme von Geflüchteten zu übernehmen, indem sie die Dublin-Verordnung im Einklang mit den vom Europäischen Parlament geforderten Eckpunkten reformieren.

Quelle: www.oxfam.de 


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