kit logoKarlsruhe. - Die Erde wird grüner – und eine wesentliche Rolle für den seit Jahrzehnten beobachteten Zuwachs von Blattwerk und Biomasse spielt die intensive Agrar- und Forstwirtschaft des Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nach der Auswertung hochauflösender Satellitenbilder der Erde. China und Indien sind Spitzenreiter beim Begrünen der Erde.

China und Indien tragen zu rund einem Drittel zur Begrünung der Erde bei, obwohl sich in den beiden Schwellenländern nur neun Prozent der bewachsenen globalen Landfläche befinden. Dies ergab die Auswertung hochwertiger NASA-Satellitendaten.

"Seit 18 Jahren messen wir durch Fernerkundung mithilfe von Satelliten die Entwicklung der Vegetation auf der Erde. Satelliten-Sensoren ermöglichen es, die Erde mit einer räumlichen Auflösung von 500 Metern über diesen Zeitraum zu betrachten", erklärte Dr. Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU) in Garmisch-Partenkirchen, dem Campus Alpin des KIT. Der Geograf und Co-Autor der Studie befasst sich mit globalen Mustern, Ursachen und Umweltfolgen der Intensivierung der Agrarwirtschaft.

Dass die Erde grüner wird ist seit Langem bekannt. "Bislang ging man davon aus, dass der erhöhte Gehalt des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum anregt, allerdings wäre dann zu erwarten gewesen, dass dies rund um den Globus gleichmäßiger geschieht", so Fuchs. Aktuelle Satellitendaten aus den Jahren 2000 bis 2017 zeigten jedoch Begrünungsmuster der Erde, bei denen intensive Anbau- und Forstgebiete wie China und Indien, aber auch Europa, auffallend hervorstechen.

Die landwirtschaftlichen Anbaugebiete in China und Indien wurden seit den frühen 2000er Jahren nicht wesentlich vergrößert, dennoch ist die Produktion von Nahrungsmitteln wie Getreide, Gemüse und Obst in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde seit 2000 um etwa 35 bis 40 Prozent gewachsen. "Diese Ertragssteigerung ist auf den verstärkten Einsatz von Dünger und vermehrte Bewässerung zurückzuführen", sagte Fuchs.

Angesichts der Konsequenzen etwa für die Gewässerqualität durch den Düngemitteleintrag spricht der Wissenschaftler von einer Zweischneidigkeit dieses Ergrünens. Die ausgiebige Versorgung der Pflanzen mit Kalium, Stickstoff und Phosphor erhöhe das Volumen der Biomasse und ermögliche mehrmalige Ernten pro Jahr. Die Länder trügen damit wesentlich zur Ernährungssicherung der Weltbevölkerung bei. Allerdings werde auch deutlich: Fast alle Agrarregionen überdüngen immer noch gewaltig und schädigen so ihre Umwelt. China unternehme mit der "Großen Grünen Mauer" zudem ein ehrgeiziges Aufforstungsprojekt gegen die Ausbreitung der Wüste.

"Der Faktor Mensch ließ sich lange Jahre nicht erfassen, jetzt haben wir mehr Klarheit darüber, welchen bedeutenden Einfluss der Mensch durch seine starken Eingriffe in den Naturraum auf das Klima hat", sagte Fuchs. In Modelle einbezogen, können die Erkenntnisse dazu beitragen, Prozesse des Klimasystems künftig besser zu verstehen.

An der Studie beteiligt waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, China, Indien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Deutschland. Einige ihrer Verfasser sind zugleich Autoren von Beiträgen in Berichten des Weltklimarats. "Unsere Grundlagenforschung fließt damit auch in die wissenschaftsbasierte Entscheidungsfindung der Politik ein", betonte Fuchs.

Ihre Studie "China and India lead in greening of the world through land-use management" stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Sustainability vor. (DOI: 10.1038/s41893-019-0220-7).

Quelle: www.klima-umwelt.kit.edu 


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