misereorAachen. - Mit Trauer und Entsetzen hat MISEREOR den Mord an der brasilianischen Menschenrechtsverteidigerin Dilma Ferreira Silva aufgenommen. Die 47-Jährige war für die Bewegung der von Staudammbauten Betroffenen (MAB), einer Partnerorganisation von MISEREOR, aktiv und wurde gemeinsam mit ihrem Ehemann und einem Freund ihrer Familie getötet. Zuvor sollen die Opfer gefoltert worden sein.

Dilma Ferreira Silva lebte in einer Siedlung, die etwa 60 Kilometer von Tucuruí, dem drittgrößten Staudamm Brasiliens, entfernt liegt. Sie hatte sich seit Jahren für die Rechte jener Menschen eingesetzt, denen wegen des Baus von Staudämmen Vertreibung droht oder die aus diesem Grund ihre Heimat bereits verlassen mussten.

Schon in den vergangenen Jahren sind mehrfach Menschenrechtsverteidiger in Brasilien umgebracht worden, so MISEREOR. Basisbewegungen wie die katholische Landpastoral, die Fachstelle für Indigene und die MAB seien konstant Bedrohungen ausgesetzt. 2016 war die MAB-Aktivistin Nilce de Souza Magalhaes in Rondonia ermordet worden.

"Wir sind zutiefst traurig über die brutale tödliche Gewalt, die Dilma Ferreira Silva, ihrem Mann und dem Freund der Familie angetan worden ist", sagte Malte Reshöft, Leiter der Abteilung Lateinamerika von MISEREOR. "Es schmerzt sehr, dass gerade Aktivisten, die sich für die verletzlichsten und bedürftigsten Mitmenschen einsetzen, auf diese Weise ihr Leben verlieren. Wir fordern die sofortige und vollständige Aufklärung dieser Morde sowie mehr Schutz für jene, die sich für Menschenrechte und Mitwelt in Amazonien einsetzen."

Die MAB wird von MISEREOR seit vielen Jahren gefördert. Neben der Unterstützung der von Staudammbauten Betroffenen setzt sich die Organisation aktuell auch für die Menschen ein, die Opfer der Dammbrüche von Mariana (2015) und Brumadinho (2019) wurden. In Brumadinho waren Ende Januar etwa 300 Menschen ums Leben gekommen, als sich aus einem geborstenen Damm riesige Mengen Schlamm und Wasser über die Landschaft ergossen hatten.

In Brasilien gibt es etwa 2.200 Staudämme, durch deren Bau bislang etwa eine Million Menschen von ihrem Land vertrieben worden sind. Viele von ihnen gerieten in Existenznot, weil sie keinerlei Entschädigung erhalten haben. In der Regel überfluten Stauseen entweder fruchtbares Land, das für die Produktion von Grundnahrungsmitteln genutzt wird (z. B. die Staudämme am Rio São Francisco im Nordosten oder am Rio Uruguai im Süden des Landes), oder große Flächen tropischen Regenwaldes wie im Falle der Staudämme von Tucurui, Balbina oder Samuel.

Hauptleidtragende sind indigene Völker oder afrobrasilianische Bevölkerungsgruppen, so MISEREOR. Die Energiegewinnung dient meist der Stromversorgung energieintensiver Industrieproduktion (z. B. der exportorientierten Aluminiumindustrie) oder zur Deckung des Strombedarfs der großen Städte und kommt somit vorwiegend der städtischen Bevölkerung zugute. Die Landbevölkerung hat von dieser Entwicklung fast ausschließlich Nachteile.

Quelle: www.misereor.de 


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