worldvisionFriedrichsdorf. - Extreme Armut, mangelnde Perspektiven und kaputte Familienverhältnisse gehören zu den häufigsten Ursachen, warum sich Kinder in Krisengebieten freiwillig bewaffneten Gruppen anschließen. Das hat eine Studie der Kinderhilfsorganisation World Vision ergeben. Die Organisation hatte befreite Kindersoldaten in fünf Ländern befragt.

"Es ist meist die absolute Not, die Kinder in die Arme bewaffneter Gruppen treibt", erklärte Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision. "Die Hoffnung, wenigstens etwas zu Essen zu bekommen, macht sie gefügig. Zudem wissen viele Kinder gar nicht, was sie dort wirklich erwartet."

In fünf Ländern hat World Vision Kinder zu den Gründen befragt, warum sie sich Milizen oder Regierungstruppen angeschlossen haben. Zu den Ländern gehören die Demokratische Republik Kongo, der Irak, Kolumbien, der Südsudan und die Zentralafrikanische Republik. In allen Ländern war extreme Armut eine der Hauptmotivationen. Dazu kommen Perspektivlosigkeit aufgrund mangelnder Bildungsmöglichkeiten, kaputte Familienverhältnisse und die Hoffnung "endlich irgendwo dazu zu gehören".

Ekkehard Forberg: "Unter diesen Gesichtspunkten kann man natürlich nur schwer von 'Freiwilligkeit' sprechen. Die Kinder haben oftmals gar keine andere Wahl!"

Die Zahlen von World Vision zeigen außerdem, dass etwa ein Drittel der Kindersoldaten Mädchen sind. Sie werden zum einen als Sexsklavinnen missbraucht, kommen aber auch als Spioninnen oder als Herstellerinnen von Fetischfiguren für die Soldaten zum Einsatz. Vor allem im Südsudan sind sie aber auch Kämpferinnen.

"In unseren Reintegrationsprogrammen für ehemalige Kindersoldaten zeigen alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen einen enormen Willen, dieses Leben hinter sich zu lassen", berichtete Forberg. "Immer haben sie traumatische Erfahrungen hinter sich. Bekommen sie eine Chance, dann ergreifen sie diese auch."

World Vision reintegriert in zwei Projekten in Südsudan und DR Kongo ehemalige Kindersoldaten beiderlei Geschlechts in ein ziviles Leben. Sie werden psychosozial betreut, schulisch und beruflich gebildet. Die Studie von World Vision bietet auch auf diesen Erfahrungen basierende Lösungsvorschläge für Regierungen und gesellschaftliche Gruppen. So müsste weltweit die Rekrutierung von unter 18-jährigen als Soldaten verboten werden. Vor Ort könne breitangelegte Aufklärungsarbeit Kinder davon abhalten, sich bewaffneten Gruppen anzuschließen. Und zudem müsse der Aufbau eines Netzes von Reintegrationsprogrammen gefördert werden. Auch brauche es eine langfristige Finanzierung solcher Reintegrationsprogramme, unter anderem für die psycho-soziale Betreuung ehemaliger Kindersoldaten.

=> Studie "No Choice" (in englischer Sprache)

Quelle: www.worldvision.de 


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