Rully Syumanda. Foto: Robin WoodHamburg/Pekanbaru (epo). - In der indonesischen Provinz Riau ist eines der größten Torfwaldgebiete der Welt von Zerstörung bedroht. Dem einzigartige Ökosystem drohe das Aus, weil die Papierindustrie dort Holz einschlage und Wälder in Plantagen umwandele, erklärten die Umweltorganisationen Robin Wood, Jikalahari, CAPPA und die nationalen Sektionen von Friends of the Earth Indonesien, Finnland und Großbritannien. Die Umweltschützer befürchten Auswirkungen in Form einer Verschärfung des Klimawandels.

Während die Tieflandwälder auf der indonesischen Insel Sumatra inzwischen fast vollständig zerstört sind, ist die Kampar-Halbinsel in der Provinz Riau noch von rund 400.000 Hektar Torfwald bedeckt. Die Torfwälder bieten Lebensraum für vom Aussterben bedrohte Arten wie den Sumatra-Tiger.

"Holzeinschlag und Kahlschlag von Torfwald führen zu erheblichen Kohlendioxid-Emissionen, die alle Anstrengungen zunichte machen könnten, den Klimawandel aufzuhalten", so die Hamburger Organisation Robin Wood. Dennoch würden die Wälder in Riau ungebremst vernichtet, vor allem um die Nachfrage der Papier- und Zellstoffwerke von APP und APRIL zu decken. Gemeinsam hätten die beiden international agierenden Zellstoffkonzerne bereits mehr als eine Million Hektar Regenwald zerstört, um ihren Rohstoffbedarf zu decken und Akazienplantagen anzulegen. In den vergangenen zwei Jahren habe APRIL rund 50.000 Hektar Torfwald in der Pelalawan-Konzession zerstört und eine Straße zur Erschließung der Kampar-Halbinsel gebaut.

Papierindustrie. Quelle: Robin Wood

Der Wald auf der Halbinsel wächst auf einer Torfschicht von mehr als drei Metern Tiefe. Solche Wälder stehen in Indonesien unter gesetzlichem Schutz. Eingriffe in diese Wälder führten zu Austrocknung und Zersetzung des Torfs und erhöhten die Brandgefahr, so die Umweltorganisationen. Außerdem verschlimmere der freiwerdende Kohlenstoff den Klimawandel erheblich. "Die in den Torfwäldern der Provinz Riau gespeicherte Kohlenstoffmenge entspricht den Emissionen aus dem weltweiten Einsatz fossiler Brennstoffe in einem vollen Jahr", erklärte Robin Wood.

Eine Studie der Firma ProForest, die von APRIL beauftragt wurde, die ökologischen Auswirkungen der Umwandlung von Wald in Plantagen auf der Halbinsel einzuschätzen, komme zu dem Ergebnis, "dass der Konzern den Wasserhaushalt des Torfwaldes bereits durch Eingriffe zur Erschließung und Entwässerung beschädigt hat", berichtet Robin Wood. Die bereits erfolgten Erschließungsmaßnahmen in Verbindung mit weiteren Eingriffen könnten zum Kollaps des gesamten Ökosystems führen.

"Der Torfwald auf der Kampar-Halbinsel muss vor weiteren Eingriffen durch Holzfäller und Industrie geschützt werden", sagte Rully Syumanda, Wald-Experte von Friends of the Earth Indonesia. "Die Halbinsel sollte unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung zum Schutzgebiet erklärt werden."

Diese Ansicht teilt auch die indonesische Organisation Jikalahari und hat die Kampar-Halbinsel aufgrund ihrer kulturellen und ökologischen Bedeutung sowie der Wichtigkeit für den Klimaschutz im Dezember 2005 als Nationalpark vorgeschlagen.

Die Umweltorganisationen fordern die Einstellung des Kahlschlags im Regenwald durch die Papierindustrie. "Solange APRIL und APP Regenwald zerstören, sollten Geschäftspartner, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen ihre Beziehungen mit dem Unternehmen auf Eis legen", sagte Jens Wieting, Robin Wood-Tropenwaldexperte.

Robin Wood hat bereits erreicht, dass Karstadt, die Metro-Gruppe sowie McPaper und Deutsche Post Papier von APRIL aus dem Sortiment genommen haben. Andere Unternehmen wie der Großhändler Papier Union beziehen nach Angaben von Robin Wood trotz öffentlicher Proteste weiterhin Papier von APRIL.

[Foto: Rully Syumanda by Robin Wood]

Robin Wood


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