Berlin/Düsseldorf (epo). - Anlässlich des Staatsbesuchs des nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo in Berlin hat das deutsche Entschuldungsbündnis "Entwicklung braucht Entschuldung" von der Bundesregierung gefordert, sich im "Pariser Club" der wichtigsten Gläubigerregierungen für einen Schuldenerlass für das afrikanische Land einzusetzen. "Ein Schuldenerlass wäre ein großer Erfolg für die demokratische und reform-entschlossene Regierung", sagte Susanne Luithlen, Geschäftsführerin des Bündnisses.
"Demokratie braucht Erfolge. Das Leben der Menschen muss besser werden. Das zeigen auch die letzten fünfzehn Jahre deutscher Geschichte", erklärte Luithlen. "Der Pariser Club hat mit dem 'Evian-Ansatz' den Schlüssel zur Lösung des nigerianischen Schuldenproblems in der Hand. Die Mitglieder, unter ihnen die Bundesregierung, müssen sich nur entschließen ihn einzusetzen", so Luithlen.
Nigeria ist nicht Teil der Kölner Schuldeninitiative für die armen Hochverschuldeten Länder (HIPC), obwohl es nach Angaben von erlassjahr.de de facto alle Kriterien erfüllt und mehr Arme in Nigeria leben als in den zwölf afrikanischen Ländern zusammen, die entschuldet werden. "Da jeder fünfte Afrikaner Nigerianer ist, kann die Armut Afrikas nur überwunden werden, wenn auch die Armut Nigerias überwunden wird. Solange die Gläubiger Nigeria ausschließen, untergraben sie ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Armut", sagte Luithlen.
Von den 130 Millionen Einwohnern Nigerias leben 80 bis 90 Millionen von weniger als einem US-Dollar am Tag. Pro Kopf fließen zwei Dollar Entwicklungshilfe pro Jahr ins Land - rund 20 Dollar weniger als in die anderen afrikanischen Länder - während 12 Dollar an Schuldendienst fällig sind. Nigeria hat im Ausland Schulden in Höhe von 34 Milliarden US Dollar. Deutschland hält Forderungen im Wert von 3,8 Mrd. Euro und ist nach Großbritannien und Frankreich drittgrößter Gläubiger.
"Entwicklung braucht Entschuldung - erlassjahr.de" ist ein Bündnis von knapp 1000 Organisationen in Deutschland, darunter Landeskirchen und Bistümer, Hilfswerke wie Misereor und der Evangelische Entwicklungsdienst sowie Nichtregierungsorganisationen, Kirchengemeinden und Eine-Welt-Gruppen. Seit 1997 setzt das Bündnis sich für einen Schuldenerlass für überschuldete Länder der Dritten Welt ein und für eine Reform des internationalen Schuldenmanagements im Sinne eines internationalen Insolvenzverfahrens.