Berlin. - Im Vorfeld des G7-Gipfels in Biarritz (24. August) hat die entwicklungspolitische Organisation ONE die G7 dazu aufgerufen, sich zu konkreten Maßnahmen und finanziellen Zusagen für Geschlechtergerechtigkeit weltweit zu verpflichten. ONE hat einen offenen Brief initiiert, der weltweit von über 50 Nichtregierungsorganisationen unterzeichnet und in dieser Woche an die Staats- und Regierungsoberhäupter der G7 gesandt wurde. Die Organisationen warnen darin, dass die Welt noch meilenweit davon entfernt sei, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen - allen guten Worten zum Trotz.
Die NGOs riefen die G7 auf, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen und einen unabhängigen Überprüfungsmechanismus zu beschließen, damit nachvollzogen werden kann, ob sie ihre Versprechen halten. In einer Zeit, in der die Zukunft des Multilateralismus in Frage gestellt wird, sollten die G7 den diesjährigen Gipfel nutzen und zeigen, dass sie spürbare Verbesserungen für Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt anstoßen können.
Das Kernthema des Gipfels wird die Beendigung von Ungleichheiten sein. Geschlechtsspezifische Ungleichheit ist nach wie vor eine der größten Hürden für Wachstum und Wohlstand. Sei es beim Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, zu wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten oder zu neuen Technologien - gerade in Ländern, die von extremer Armut betroffen sind, seien Frauen stets benachteiligt, so die NGOs. Dies sei nicht nur ungerecht, es hemme auch die Entwicklung in diesen Ländern. Solange Frauen- und Mädchenrechte nicht maßgeblich verbessert werden, werde es unmöglich sein, die Nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen.
Gayle Smith, Präsidentin und Geschäftsführerin von ONE, sagte: "Es ist unfassbar, dass es noch 108 Jahre dauern soll, bis weltweit Gleichberechtigung herrscht. Ohne echte Gleichberechtigung wird die Hälfte der Weltbevölkerung von den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern im Stich gelassen. In Biarritz können sie das ändern. Sie sollten neue Gesetze, Maßnahmen und eine gesicherte Finanzierung beschließen, um Frauenrechte zu stärken und die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu verbessern."
ONE in Deutschland forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich zu substantiellen Maßnahmen zu verpflichten, die Frauen und Mädchen weltweit stärken. "Alle Chefs und Chefinnen der G7 haben in der Vergangenheit versprochen, Mädchen und Frauen zu stärken. Doch würden Worte ausreichen, um Gleichberechtigung herzustellen, müssten wir nicht länger warten. Wir müssen endlich Taten sehen", sagte Stephan Exo-Kreischer, Direktor von ONE in Deutschland.
Noch heute habe beispielsweise weltweit nur eine von drei Frauen Zugang zu einem Bankkonto, so Exo-Kreischer. "Um diesen Missstand und viele weitere zu beheben, liegen viele kluge und konkrete Vorschläge zusammengefasst in der sogenannten Biarritz-Partnerschaft auf dem Tisch. Diese muss nun von den G7 verabschiedet und mit den nötigen Ressourcen ausgestattet werden. Angela Merkels Stimme hat innerhalb der G7 großes Gewicht. Sie sollte diese nutzen und sich für einen unabhängigen Rechenschaftsmechanismus einsetzen, der sicherstellt, dass Zusagen für die Stärkung von Frauen und Mädchen eingehalten werden und den Worten endlich Taten folgen."
Weiterhin fordert ONE, dass Angela Merkel in Biarritz den deutschen Beitrag von einer Milliarde Euro zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria verkündet. Aids ist weltweit Todesursache Nummer 1 für Frauen unter 50.
Quelle: www.one.org