Berlin. - Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will am 9. September den "Grünen Knopf" einführen. Die Entwicklungsorganisation INKOTA dämpft die Erwartungen an das staatliche Textil-Siegel. Freiwillige Initiativen für die Unternehmen gebe es bereits, etwa das bekannte Textilbündnis. Solche Initiativen hätten bislang nur eine begrenzte menschenrechtliche Wirkung erzielen können. Es sei nicht zu erwarten, dass dies beim Grünen Knopf anders wird.
Der Trend von Fast Fashion in der Textilbranche sowie der Preiskampf der Hersteller und Handelsunternehmen führten noch immer zu Menschenrechtsverletzungen entlang der globalen Lieferketten – jeden Tag, so INKOTA. Deshalb sei es Zeit für ein verpflichtendes Gesetz mit starken Sorgfaltspflichten für die Menschenrechte und Haftung für Unternehmen, die ihrer Pflicht nicht nachkommen.
"Es gibt offenbar einige Unternehmen, die einen Teil ihrer Produkte mit dem Grünen Knopf kennzeichnen wollen", sagte INKOTA-Referent Berndt Hinzmann. "Allerdings wäre es etwas schlicht anzunehmen, dass die Probleme in der Lieferkette von Textilien mit dem Grünen Knopf erledigt sein werden. Einige Grüne Köpfe an einigen Textilien werden nicht ausreichen, um innerhalb der Branche strukturelle Veränderungen voranzutreiben."
Die Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen sind lange bekannt: Armutslöhne, Unterdrückung, Gesundheitsrisiken und katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt und das Lebensumfeld der Menschen. "Nach den furchtbaren Katastrophen, die wir mit den Namen Rana Plaza oder Ali Enterprise verbinden, sagen viele: Diese Mode ist untragbar und es braucht Alternativen. An den Zuständen hat sich jedoch nur wenig geändert."
Grundsätzlich sei aber jeder weitere Vorstoß zu begrüßen, der die Menschenrechte bei der Arbeit voranbringt, erklärte INKOTA. Textilbündnis und Grüner Knopf könnten sich dabei durchaus ergänzen. Allerdings müssten für beide anspruchsvolle und hohe menschenrechtliche Maßstäbe gesetzt werden. Das Textilbündnis ist dazu nach der Überprüfung des Bündnisses durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aktuell in einer neuen Phase. Die OECD hat unter anderem eine Anpassung des Review-Prozesses im Bündnis ins Hausaufgabenheft geschrieben – so wie es die Zivilgesellschaft im Bündnis seit langem fordert.
Der Grüne Knopf soll VerbraucherInnen eine ökologisch und sozial nachhaltige Produktion von Textilprodukten versprechen. Siegelgeber ist das BMZ, das die Kriterien und Bedingungen festlegt. Bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist eine Geschäftsstelle eingerichtet. Unabhängige Prüfer kontrollieren die Einhaltung der Kriterien. Die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) stellt verlässliche Prüfungen sicher. Bei erfolgreicher Zertifizierung wird das Siegel Grüner Knopf im Auftrag des BMZ vergeben.
Quelle: www.inkota.de